Was sei das denn für eine Freiheit, hat der neue Papst mal gefragt, „zu deren Rechten
es zählt, die Freiheit eines anderen gleich vom Ansatz her aufzuheben?“ Er kritisiert
scharf eine Tendenz unserer Zeit, die Abtreibung „als ein Freiheitsrecht“ darstellt
unter dem Motto: „Die Frau muss über sich selbst verfügen können.“ In Wirklichkeit,
so Ratzinger, entscheidet die Frau bei einer Abtreibung gar nicht über sich selbst,
sondern über die Freiheit eines anderen; sie beschließe, einem anderen den „Raum der
Freiheit, das Leben“ zu nehmen, „weil das mit meiner eigenen Freiheit konkurriert“.
Für Ratzinger bedeutet die Entscheidung für eine Abtreibung, den Einflüsterungen der
biblischen Schlange zu erliegen, die versprochen hatte: „Ihr werdet sein wie Gott“.
Wer abtreibt, setzt sich also gewissermaßen an die Stelle Gottes, der allein Herr
über Leben und Tod ist. Der neue Mensch sei noch völlig mit seiner Mutter verwoben
– ein „körperliches Mitsein mit der Mutter“. Und dennoch könne man ihm auch in diesem
extremen Anfangsstadium eine „Andersheit“ und ein eigenes Selbst nicht bestreiten
– und damit auch nicht die volle Würde des Menschen. Gott könne schon im Embryo die
ganze Zukunft des Menschen lesen. Der Papst drängt die Christen dazu, Abtreibungen
zu verhindern; wer das tue, schreibe „Seiten der Hoffnung für die Zukunft der Menschheit“
und verkünde ganz konkret das „Evangelium des Lebens“. (aus: S. Kempis, "Grundkurs
Benedetto", Benno Verlag Leipzig)