Die polnischen Bischöfe haben das in den letzten Wochen erarbeitete Statut für den
umstrittenen katholischen Sender "Radio Maryja" angenommen. Wie die Bischofskonferenz
in Warschau mitteilte, wurde bei einer Bischofsversammlung in Posen zugleich ein Vertrag
gebilligt zwischen dem Episkopat und dem Redemptoristenorden, der die Radiostation
im nordpolnischen Thorn betreibt. Ebenso genehmigten die Bischöfe nach Angaben ihres
Sprechers die Satzung für den Programmrat von "Radio Maryja".
Die gefassten
Beschlüsse erlaubten die begründete Hoffnung, dass der Sender künftig seine Rundfunk-
und Evangelisierungsarbeit wirksam betreiben werde, so der Sprecher. Auf Journalistenfragen,
ob damit für die Kirche die Angelegenheit abgeschlossen sei, antwortete der Krakauer
Kardinal Stanislaw Dziwisz: "Die Bischofskonferenz hat diese Sache geregelt." Anfang
April hatte der Vatikan den Redemptoristenorden wegen des unter seiner Obhut stehenden
"Radio Maryja" verwarnt. Rom hatte damals moniert, dass sich der Sender zu stark in
politische Diskussionen einmische.
Die polnischen Bischöfe beschäftigten sich
auf einem Treffen in Warschau auch mit dem heiklen Thema Kommunismus. Sie forderten
Politiker und Gesellschaft dazu auf, sich vorrangig mit dem früheren kommunistischen
System im Land auseinander zu setzen und dann erst die Frage nach Kollaborateuren
und Spitzeln des Geheimdienstes zu behandeln. Die Kirche bejahe eine umfassende Aufarbeitung
der kommunistischen Vergangenheit und habe Verständnis dafür, dass dabei die Spitzeltätigkeiten
von Agenten - auch aus den Reihen des katholischen Klerus - nicht ausgeklammert werde.
Mit Blick auf die Akten über Priester-Spitzel des Geheimdienstes dürfe aber nicht
vergessen werden, dass diese Dokumente "von Feinden der Kirche" verfasst worden seien.
Die Akten seien daher mit großer Vorsicht zu beurteilen. "Wir müssen uns zuerst
ein Urteil bilden über das kriminelle kommunistische System, bevor wir gegen dessen
Kollaborateure vorgehen", betonte auch der Krakauer Erzbischof, Kardinal Stanislaw
Dziwisz. Der langjährige Sekretär von Papst Johannes Paul II. hat in seiner Erzdiözese
eine eigene Experten-Kommission eingesetzt, um die Kooperation von Priestern und
Mitarbeitern der Kirche mit dem Geheimdienst aufklären zu lassen. (kna 25.06.06
sk)