2006-06-22 12:09:47

Vatikan: Neuer Kardinalstaatssekretär


Die Kurienreform unter Papst Benedikt schreitet voran. Das Kirchenoberhaupt hat heute den Genueser Erzbischof Kardinal Tarcisio Bertone (71) zum Kardinalstaatssekretär ernannt. Gleichzeitig nahm der Papst den Rücktritt des bisherigen Amtsinhabers Angelo Sodano (78) an. Stichtag der Amtsübergabe ist der 15. September 2006. Am selben Tag wird eine weitere Ablöse erfolgen: Der bisherige „Außenminister“ des Heiligen Stuhles, Erzbischof Giovanni Lajolo (71), übernimmt dann die Agenden des vatikanischen Governatorates als dessen Präsident. Papst Benedikt nahm heute den Rücktritt des bisherigen Governatorats-Chefs Kardinal Edmund Casimir Szoka (78) an.

Der Kardinalstaatssekretär ist das wichtigste Amt des Heiligen Stuhles nach dem des Papstes. Mit Bertone tritt erstmals seit langem ein Kirchenmann an die Spitze des Staatssekretariats, der nicht aus dem diplomatischen Dienst stammt. Kardinal Bertone, ein Salesianer Don Boscos, war von 1995 bis 2002 Sekretär der vatikanischen Glaubenskongregation und damit der engste Mitarbeiter des damaligen Präfekten Kardinal Joseph Ratzinger. Der Norditaliener, der am 2. Dezember 1934 in Romano Canavese geboren wurde, gilt als hervorragender Kirchenrechtler, als kompromissloser Verfechter des Lebensschutzes sowie als diplomatisch geschickt. Für den Vatikan bereitete er etwa die Rückkehr des abtrünnigen Bischofs Emmanuel Milingo nach Rom vor. Im Auftrag Papst Johannes Paul II. kümmerte er sich um die Veröffentlichung des dritten Geheimnisses von Fatima.

Als Oberhirte Genuas machte Bertone immer wieder durch sachkundige Kommentare von sich reden. Im Streit um die Mohammed-Karikaturen rief er zur Mäßigung auf und warte vor „neuen Kreuzzügen“. Allerdings riet er auch zum Boykott des inzwischen verfilmten Bestsellers „Sakrileg“. Als die Italiener über eine Liberalisierung des italienischen Bioethik-Gesetzes abstimmen sollten, empfahl der Genueser Erzbischof den Katholiken „zivilen Ungehorsam“. Bei Radio Vatikan war Bertone regelmäßig auf Sendung: Oft kommentierte der sportbegeisterte Kirchenmann montags Fußball-Events vom Wochenende.

Erzbischof Giovanni Lajolo war bis zu seiner Berufung in den Vatikan ins Amt des "Außenministers" päpstlicher Nuntius in Deutschland; er gilt als guter Kenner und Freund der deutschen Kirche.
(rv 22.06.05 gs)









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