Zur Nachlese: Der
Genueser Erzbischof Kardinal Tarcisio Bertone am 22. April 2005 in einer ersten Reaktion
auf die Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum Papst.
Die erste Herausforderung
(an den neuen Papst) ist die Verkündigung des Evangeliums, die Neu-Evangelisierung.
Der Papst hat uns Kardinäle in besonderer Weise darum gebeten, ihn bei dieser titanischen
Aufgabe zu unterstützen, die Vernunft des Glaubens an die Menschen unserer Zeit heranzutragen.
Auch wenn mancher Philosoph an der Nützlichkeit zweifelt, die „Vernunft des Glaubens“
weiterzugeben: das zu tun, ist, wie wir glauben, gerade in der Gegenüberstellung von
menschlicher Rationalität und Glaube wichtig. Darin hat uns Kardinal Ratzinger geradezu
erzogen.
Also eine klare christliche Identität….
Eine klare christliche
Identität, um mit allen Angehörigen welcher Religion auch immer, oder mit Ungläubigen,
in Dialog zu treten. Wir müssen von einem Verständnis, von einem Zeugnis der eigenen
Glaubensidentität ausgehen und dann, im Respekt gegenüber den anderen, in den Dialog
eintreten, so wie auch Kardinal Ratzinger das im Gespräch mit Andersdenkenden getan
hat. Als zweite große Herausforderung hat er die Erfüllung des II. Vatikanischen Konzils
genannt. Denn das ist ein unvollendetes Werk. Ebenso wie die Einheit zwischen den
Christen. Er sagte: nicht nur im Dialog, sondern auch mit konkreten Gesten. Ich glaube,
er wird uns überraschen. Er sagte in seiner Antrittsrede, Johannes Paul II. hat uns
eine jüngere, eine mutigere und eine freiere Kirche hinterlassen. Er ist ein Mann
der großen intellektuellen Freiheit. Und damit wird die Welt überraschen – die christliche
wie die nicht christliche. (rv 22.06.06 gs)