Der Vatikan hat erneut die Einhaltung der Menschenrechte gefordert. Sie müssten oberstes
Prinzip für alle Staaten sein, sagte „Vatikan-Außenminister“ Erzbischof Giovanni Lajolo
gestern vor dem neuen UNO-Menschenrechtsrat in Genf. Das Recht auf Leben sowie Religions-
und Meinungsfreiheit müssten von der internationalen Gemeinschaft ohne Ausnahme anerkannt
werden. Leider werde dieses Prinzip nicht von allen Staaten eingehalten, auch nicht
von allen Mitgliedstaaten des Menschenrechtsrates, so Lajolo: „Die reichen Länder
müssen verstehen, dass die Menschrechte für alle Bewohner eines Landes gelten, auch
für die Einwanderer, sofern sie nicht wider dem Gemeinwohl oder den kulturellen Werten
handeln. Die Entwicklungsländer müssen erkennen, dass wirtschaftlicher Fortschritt,
Gerechtigkeit und soziale Gleichheit sich schneller verwirklichen, wenn die Menschenrechte
voll und ganz respektiert werden, nicht nur aus utilitaristischen Motiven.“ Religions-
und Gewissensfreiheit etwa einzugrenzen, sei gegen die Würde des Menschen. „Mehr
noch: Das greift die menschliche Existenz selbst an, denn so wird der Mensch zu einem
einfachen Rädchen eines sozialen Organisationsprojekts. Nur die Gewissensfreiheit
mache den Menschen fähig, sich selbst und seine Nächsten wirklich zu erkennen und
mache ihn zu einem leibhaftigen Element des sozialen Lebens.“ Der neue Menschenrechtsrat
der UNO müsse die Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen und aller internationalen
Gerichte unter Beweis stellen. Seitens des Heiligen Stuhls versicherte Lajolo „Aufmerksamkeit,
Anteilnahme“ und „volle Zusammenarbeit“. (rv 21.06.06 bp)