Mehr als 2.000 Menschen
haben gestern in der Hauptstadt Dili für die Absetzung des Premierministers Mari Alkatiri
demonstriert. Sie machen ihn für die Unruhen verantwortlich, die Teile der Stadt in
Schutt und Asche gelegt haben. In den letzten 2 Wochen sind mindestens 20 Menschen
bei Kämpfen ums Leben gekommen. Alexandra Cooney von der Hilfsorganisation CAFOD,
zur Lage in der Hauptstadt:
„Es gibt noch immer bewaffnete Banden, die
in den Straßen umherziehen. Die ausländischen Truppen versuchen weiterhin verzweifelt
die Lage unter Kontrolle zu bringen. Die Polizei und die Armee schreiten zur Zeit
nicht ein, denn es wird angenommen, dass ihre Präsenz in den Straßen die Lage nur
noch verschlimmern würde“
Etwa 70.000 Menschen leben zur Zeit in Camps.
Wenn die öffentliche Ordnung nicht bald wieder hergestellt wird, könnte es zu einer
humanitären Katastrophe kommen:
„Es ist schon jetzt eine große Herausforderung
die Camps mit Lebensmitteln zu versorgen. Wenn sich die Situation noch verschlechtert,
wird es noch schwieriger werden die Lastwagen aus den Camps zu bekommen. Die Lage
könnte sich also noch weiter zuspitzen“
Piergiorgio Pescali ist Mitarbeiter
bei Radio Vatikan und gerade aus Ost-Timor zurückgekehrt. Das Land hat mit großen
wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, so Pescali:
„Allerdings muss man
auch sagen: Die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes liegt darin begründet, in
welchem Zustand Indonesien das Ost-Timor in die Unabhängigkeit entlassen hat. In den
zwei Monaten nach der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit, haben die pro-indonesischen
Milizen buchstäblich alles zerstört, was zu zerstören war: Schulen, Krankenhäuser,
Industrie, Kaffeeplantagen… Und haben so das Land an den Rand des Untergangs gebracht.
Ost-Timor muss wirtschaftlich also wieder bei Null anfangen.“
Der Premierminister
hat nach den schweren Unruhen einer internationalen Untersuchung zugestimmt. Den von
den Demonstranten und Teilen der Bevölkerung geforderten Rücktritt lehnte er aber
nochmals ab. Das sagte der UN-Beauftragte für Osttimor, Sukehiro Hasegawa, nach einem
Treffen mit Alkatiri. (rv/dw 07.06.06 ch)