2006-06-07 17:04:20

Osttimor: Kommt es zu einer humanitären Krise?


RealAudioMP3 Mehr als 2.000 Menschen haben gestern in der Hauptstadt Dili für die Absetzung des Premierministers Mari Alkatiri demonstriert. Sie machen ihn für die Unruhen verantwortlich, die Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt haben. In den letzten 2 Wochen sind mindestens 20 Menschen bei Kämpfen ums Leben gekommen. Alexandra Cooney von der Hilfsorganisation CAFOD, zur Lage in der Hauptstadt:


„Es gibt noch immer bewaffnete Banden, die in den Straßen umherziehen. Die ausländischen Truppen versuchen weiterhin verzweifelt die Lage unter Kontrolle zu bringen. Die Polizei und die Armee schreiten zur Zeit nicht ein, denn es wird angenommen, dass ihre Präsenz in den Straßen die Lage nur noch verschlimmern würde“

Etwa 70.000 Menschen leben zur Zeit in Camps. Wenn die öffentliche Ordnung nicht bald wieder hergestellt wird, könnte es zu einer humanitären Katastrophe kommen:


„Es ist schon jetzt eine große Herausforderung die Camps mit Lebensmitteln zu versorgen. Wenn sich die Situation noch verschlechtert, wird es noch schwieriger werden die Lastwagen aus den Camps zu bekommen. Die Lage könnte sich also noch weiter zuspitzen“

Piergiorgio Pescali ist Mitarbeiter bei Radio Vatikan und gerade aus Ost-Timor zurückgekehrt. Das Land hat mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, so Pescali:

„Allerdings muss man auch sagen: Die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes liegt darin begründet, in welchem Zustand Indonesien das Ost-Timor in die Unabhängigkeit entlassen hat. In den zwei Monaten nach der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit, haben die pro-indonesischen Milizen buchstäblich alles zerstört, was zu zerstören war: Schulen, Krankenhäuser, Industrie, Kaffeeplantagen… Und haben so das Land an den Rand des Untergangs gebracht. Ost-Timor muss wirtschaftlich also wieder bei Null anfangen.“

Der Premierminister hat nach den schweren Unruhen einer internationalen Untersuchung zugestimmt. Den von den Demonstranten und Teilen der Bevölkerung geforderten Rücktritt lehnte er aber nochmals ab. Das sagte der UN-Beauftragte für Osttimor, Sukehiro Hasegawa, nach einem Treffen mit Alkatiri.
(rv/dw 07.06.06 ch)







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