Die Päpstliche Familienrat
hat vor einem weiteren Geburtenrückgang und der Überalterung der Gesellschaft vor
allem in Europa gewarnt. Die christliche Familie sei in der heutigen Gesellschaft
bedroht und damit auf Dauer die Gesellschaft selbst, so der Rat in einem heute erschienen
Dokument über "Familie und die menschliche Zeugung“. Wo die Familie als Sozialstruktur
ausfalle, mangle es schließlich auch an Demokratie. Zeugung menschlichen Lebens
sei kein einmaliger punktueller Akt, sondern Weitergabe des Lebens in allen Schattierungen,
so Familienratspräsident Kardinal Alfonso Lopez Trujillo gegenüber Radio Vatikan:
„Die Familie gründet auf der Ehe und hat zwei unverwechselbare und unverzichtbare
Aufgaben: Erstens: Sie ist der Ort totaler, gegenseitiger Liebe und vollkommener Hingabe.
Das ist absolut zentral, denn es ist eine exklusive und treue Hingabe bis zu Tod.
Zweitens: Sie ist offen für das Leben also für die Zeugung. Die Familie ist der Ort
einer vollkommenen Zeugung. Die beschränkt sich nicht nur auf Empfängnis, auch wenn
die etwas wunderbares ist, nicht auf die Geburt, auch wenn die ein wunderschönes Ereignis
ist. Vollkommene Zeugung ist Erziehung, christliche Erziehung und menschliche Erziehung.“ Die
Kirche unterscheide deutlich zwischen Zeugen und Produzieren. Der Mensch sei kein
Produkt, so Trujillo:„Er ist kein Produkt der Technik oder der Wissenschaft, das
die Verantwortung, die Größe des menschlichen Liebesaktes nehmen würde. In der sogenannten
heterologen Empfängnis, also bei künstlicher Befruchtung, fehlt die Liebe, fehlt die
Vereinigung, fehlt dieses Geschenk, ein Fleisch zu sein. Wir stehen heute vor dem
großen Problem, diese Liebe durch solche Hilfsmittel ersetzen zu wollen. Das ist unmöglich,
denn sie sind nicht Ausdruck dieses Reichtums der ehelichen Liebe.“ Der Familienrat
will pastorale Hilfen bieten und zu einer menschenfreundlichen Zukunft beitragen.
Auf 57 Seiten in 5 Kapiteln liefert er nicht nur theologische Erklärungen, sondern
Rückgriffe auf Sozialtheorien und eine Zusammenschau kirchlicher Sozialworte des vergangenen
Jahrhunderts. Der Rückgang der Familien führe schließlich zu einem Rückgang der Demokratie. .„Um
aus der menschlichen Zeugung keine Kasuistik zu machen, um nicht zu sagen, in diesem
Fall, in jenem Fall, sondern eine theologische Vision, eine belehrende, philosophischen
und anthropologische Vision, haben wir dieses Dokument erarbeitet. Zum Beispiel behandeln
wir auch bestimmte Probleme, wie die drängende Frage der Bevölkerungsentwicklung,
in einem ‚demographischen Winter’, der vor allem in Europa herrscht, in dem man Angst
vor dem Leben hat, gibt es kein Leben. Die Brautpaare dürfen keine Angst vor dem Leben
haben, sondern das volle Vertrauen in den fürsorglichen Gott der Liebe, der die familiären
Gemeinschaften mit neuem Leben beschenkt.“ Das Dokument wurde seit langer Zeit
vorbereitet und greife ein Anliegen auf, das schon Johannes Paul II. sehr am Herzen
gelegen habe. Benedikt XVI. verfolge das Thema ebenfalls mit „großer Authentizität“,
so Trujillo. Ihm ist das Werk des Familienrats gewidmet. (rv 06.06.06 bp)