2006-05-24 12:53:55

D: Der Katholikentag geht los


RealAudioMP3 Heute beginnt der 96. Katholikentag in Saarbrücken - das ist in der saarländischen Hauptsstadt nicht mehr zu übersehen. Das grüne Katholikentagslogo winkt von weißen Zelten, Bannern und Fahnen; alles ist vorbereitet für circa 20.000 Christen die sich in den folgenden Tagen einem Thema widmen: „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“. Dieses Motto „birgt Zündstoff“, so der Präsident des Zentralkommitees Hans Joachim Meyer. Der Katholikentag sei nicht nur ein kirchliches, sondern auch ein politisches Ereignis. Ziel sei es, das Thema Gerechtigkeit in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte zu stellen. Wie Gerechtigkeit im Sozialstaat verwirklicht werden kann, dazu sagte Meyer:

„Es gibt keine katholische Programmatik. Auch unter Katholiken gibt es Streit, wie man Sozialstaat organisiert. Und diesen Streit wollen wir auch führen, aber wir geben da nichts vor. Aber ob Gerechtigkeit eine Sache ist, um die Menschen sich mühen müssen, für die Menschen verantwortlich sind – oder ob das eine Sache ist, die sich als blindes Wirken des Wettbewerbs ergibt, darüber wollen wir streiten. Denn da sind wir der Überzeugung, dass katholische Christen das nicht glauben können, dass sie die Verantwortung an den Wettbewerb abtreten können“.

Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft müssten konkret angegangen werden, so Professor Meyer. Der Umgang mit der sogenannten „Generation Praktikum“ beispielsweise, sei unzumutbar. Junge Menschen könnten sich ohne sozial abgesicherte Arbeitsplätze gar nicht für eine Familie entscheiden. Das neue Elterngeld hingegen empfindet er als einen Schritt in die richtige Richtung:
 
„Wir streiten im Moment in der Gesellschaft: Was ist das Familienideal, das heute für die meisten jungen Menschen maßgebend ist? Wir glauben, dass die meisten jungen Frauen beides wollen: Sie wollen Mutter sein und berufstätig sein. Das hat Konsequenzen. Es hat Konsequenzen für die Männer, für die Gesellschaft, für die Wirtschaft und natürlich für die Art, wie wir öffentlich Familie fördern“.

Dieser politischen Komponente kann der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, nur beipflichten. Auch er begrüßt das Motto des diesjährigen Katholikentags. Gerechtigkeit sei ein christliches Gebot. Und deshalb müssten sich Christen in die Politik einmischen:

„Wir müssen einfach laut aufstehen in unserer Gesellschaft und mit guten Argumenten, aber aus einem christlichen Sinnhorizont heraus argumentieren. Und das ist eben nicht nur damit getan, dass wir nicht nur gewissermaßen politisch-technokratisch Gerechtigkeit durch Konzepte herstellen, sondern gewissermaßen auch in unserem Herzen, in unerer Existenz , in unserem eigenen Leben gerecht mit anderen umgehen, ihnen gerecht werden. Das hat zum Beispiel auch mit Toleranz zu tun, das hat zu tun mit Mitmenschlichkeit, mit Achtung und Respekt“.
(rv, domradio 24.05.06 sis).







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