2006-05-18 13:26:36

Polen: Priester als Spitzel?


Knapp eine Woche vor dem Besuch Papst Benedikt XVI. erschüttert eine angebliche Spitzelaffäre die katholische Kirche in Polen. Ein Priester und Vorstandsmitglied des Polnischen Rates der Christen und Juden soll 24 Jahre lang Spitzel für die kommunistische Geheimpolizei SB gewesen sein. Das melden übereinstimmend die Tageszeitungen «Dziennik» und «Gazeta Wyborcza» in ihren heutigen Ausgaben.

Die angebliche Affäre kam gestern ans Tageslicht. Die Warschauer Tageszeitung «Zycie Warszawy» veröffentlichte einen Bericht, der sich auf Akten des «Instituts der Nationalen Erinnerung» stützt, des polnischen Gegenstücks der Birthler-Behörde. Demnach existiert im Archiv des Instituts eine 440 Seiten umfassende Akte über einen geheimen Mitarbeiter in der Kirche mit dem Decknamen «Jankowski». Nach den Angaben des Instituts handelt es sich dabei um den Priester Michal Czajkowski. Den Unterlagen zufolge schrieb Czajkowski bis 1984 Berichte für die kommunistische Polizei. Czajkowski selbst bestreitet nun aber jede Geheimdiensttätigkeit. Seine Akte soll zufällig entdeckt worden sein.
Immer wieder gab es in den letzten Monaten Berichte, nach denen auch Kirchenleute für den kommunistischen Geheimdienst gearbeitet haben sollen. Klar ist aber, dass die überwältigende Mehrheit der Christen in Polen Opfer des kommunistischen Regimes waren und nicht Täter. Die Kirche war unter den wichtigsten Kräften des Widerstands. Kardinal Stanislaw Dziwisz von Krakau hat eine Kommission einberufen, die das Thema Kirche und Kommunismus aufarbeiten soll.
(kna 19.05.06 gs)








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