Italien: Kunstexperte, Dan Brown banalisiert und verdreht
In wenigen Tagen
ist Kinostart von Dan Browns "Sakrileg" , im Original "The Da Vinci Code", am 17.
Mai läuft er als Eröffnungsfilm des Filmfestivals von Cannes. Doch schon seit Wochen
sind Buchautor Dan Brown und der Film mit Hollywood-Stars in der Kritik. Kurienkardinal
Francis Arinze etwa hatte dazu aufgefordert, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen,
um gegen den Kinostart des Bestsellers vorzugehen. Der Tenor aus Kirchenkreisen: Der
Film sei "haarsträubender Humbug“ und bringe Glaubenswahrheiten ins Wanken. Für
frei erfunden hält der Kunsthistoriker Alesandro Vezzosi auch die Aussagen über Leonardo
Da Vinci und sein Werk. Der Direktor des Leonardo-Museums von Vinci, betont: Beim
Abendmahl sitzt Johannes neben Jesus, nicht Maria Magdalena.
“Das ist
eine Provokation und sicherlich literarische und werbewirksame Effekthascherei. Diese
Hypothese kann man unter verschiedenen Gesichtspunkten entlarven. Beispielsweise wird
der Heilige Johannes in der ganzen Malerei der Rennaissance stets mit sehr weichen
Gesichtszügen dargestellt. „Sakrileg“ legt schlicht mehr Wert auf die literarische
Qualität als denn auf Genauigkeit.“
Um den Autor zu entlarven, reiche es,
Leonardos Werke im Original zu betrachten, so Vezzosi.
"Das Buch spielt
die Größe Leonardos herunter. Leonardo war nie so berühmt wie jetzt, wurde gleichzeitig
aber nie so verdreht. Auf Seite 62 (der italienischen Ausgabe) wird er zu einem zaubernden
Alchimisten, dabei kämpfte er gegen jede schwarze Magie. Er hatte den Anspruch, rein
wissenschaftliche Forschungen zu betreiben mit aufrichtigen Methoden. Dass er Folterinstrumente
gebaut haben soll, ist eine reine Erfindung, dass er Leichen wieder ausgegraben haben
soll oder eine dämonische Aura hatte. Das ist abwegig. Dann gibt es da noch die Hypothese
des angebliche heuchlerischen Verhaltens gegenüber der Kirche und den hunderten von
religiösen Gemälden. Frank und frei: Religiöse Gemälde hat er wirklich nur wenige
fertig gestellt.“
In der Tat sind noch zehn Gemälde mit religiösem Inhalt
erhalten, sieben weitere; insgesamt waren es aber wohl nicht mehr als 25. Von einer
"gewaltigen Produktivität" kann bei da Vinci also wohl keine Rede sein. Der Roman
von Dan Brown ist in 44 Sprachen übersetzt und weltweit 40 millionenfach verkauft
worden.