Kategorisch gegen
eine Aufnahme der Türkei in die Europäische Union hat sich erneut der Wiener armenisch-apostolische
Erzbischof Mesrob Krikorian ausgesprochen. Es sei nicht wünschenswert, "dass sich
Europa ethnisch und religiös ändert. Es soll seine Identität bewahren." Daher solle
die Türkei "nie ein Teil Europas werden", sagte der Erzbischof bei einem Journalistengespräch
in Wien. Das Oberhaupt der armenisch-apostolischen Christen in Österreich beklagte
vor allem, dass es in der Türkei keine Gleichstellung der Religionen neben dem Islam
gibt. Die armenische Gemeinschaft in der Türkei umfasse rund 70.000 Mitglieder, die
griechische nur noch etwa 2000. "Von 37 (erlaubten) Kirchen haben nur 19 einen Priester."
Der Grund dafür: Es gebe keine Möglichkeit einer Ausbildung, schilderte Krikorian
die Lage. Ähnliches gelte für die orthodoxen Christen in der Türkei, so der armenische
Erzbischof. Die Nicht-Öffnung der vom türkischen Staat Anfang der siebziger Jahre
geschlossenen theologischen Ausbildungsstätte auf der Prinzeninsel Halki im Marmarameer
sei ein Faktum, ebenso die Tatsache, dass Kandidaten für die Ämter der Kirchenoberhäupter
laut Vorschriften Ankaras türkische Staatsbürger sein müssen, was keine echte Auswahl
von qualifizierten Anwärtern erlaube. Auf Fragen, weshalb sowohl der armenische Patriarch
in Istanbul, Mesrob II., als auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. einen
EU-Beitritt der Türkei befürworten, sagte Krikorian, die Kirchenoberhäupter erhofften
sich zumindest Verbesserungen für ihre Kirchen im Lande, sie seien nicht wirklich
"frei". (kap 10.05.06 sk)