Der Streit um die Erteilung von Aufenthaltspapieren an illegale Ausländer in Belgien
nimmt an Schärfe zu. Der Nuntius in Brüssel, Erzbischof Karl-Josef Rauber, unterstützte
heute in einer seltenen öffentlichen Stellungnahme die Haltung der belgischen Bischöfe.
Die Kirche habe immer auf der Seite der Schwächsten gestanden. Für die abgelehnten
Asylbewerber müsse es eine politische Lösung geben, sagte Rauber laut Medienberichten.
In belgischen Zeitungen wurde die Unterstützung des Vatikans für die Bischöfe als
Kritik an der Regierung gewertet. Der Katholischen Nachrichten-Agentur sagte eine
Sprecherin der Nuntiatur dagegen, Rauber wolle dazu keinen Kommentar abgeben, da es
sich nicht um einen Konflikt zwischen Kirche und Staat handele. Der Sprecher des Brüsseler
Kardinals Godfried Danneels bewertete die Äußerung des Nuntius als «positives Signal».
Derzeit sind in Belgien rund 25 Kirchen, Moscheen und öffentliche Gebäude von
abgelehnten Asylbewerbern besetzt. Sie demonstrieren damit für die Erteilung von Aufenthaltspapieren.
Die Bischöfe fordern eine politische Lösung und Gesetzesreformen. Kirchenasyl könne
keine dauerhafte Alternative sein. (kna 10.05.06 sk)