EU: Lehmann, Kirche muss mehr für Integration leisten
Heute ist Europatag.
Am 9. Mai 1950 unterbreitete der damalige französische Außenminister Robert Schumann
seinen Vorschlag für ein Vereintes Europa. Ein Vereintes Europa und die Aussöhnung
zwischen Deutschland und Frankreich sah er als unerläßliche Voraussetzung für dauerhaften
Frieden. Dieser Vorschlag, der als "Schuman-Erklärung" bekannt wurde, gilt als Grundstein
der heutigen Europäischen Union. Die "Schuman-Erklärung" beginnt mit den Worten:
"Der Friede der Welt kann nicht gewahrt werden ohne schöpferische Anstrengungen, die
der Größe der Bedrohung entsprechen." Und weiter: "Wenn Frankreich, Deutschland und
weitere Beitrittsländer ihre wirtschaftliche Grundproduktion zusammenlegen und eine
Hohe Behörde einsetzen, wird dieser Plan die ersten konkreten Grundlagen für eine
europäische Föderation schaffen, die zur Erhaltung des Friedens notwendig ist". Zum
diesjährigen Europa-Tag erklärten die Europäischen Bischofskonferenzen: "Die Kirche
ist bereit, ihren besonderen Beitrag für eine gerechte Gesellschaft zu leisten". Angesichts
der Diskussionen um Zuwanderung und Migrationsbewegungen sagt der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann: "Die Kirche mußte sich ja
immer schon zurechtfinden. Wenn sie wirklich Weltkirche ist. Wir sind eigentlich nie
an eine bestimmte Kultur oder an eine bestimmte Form der Gesellschaft gebunden. Das
ist ja auch das wirklich Katholische: dass es für alle ein Heimatrecht gibt. Natürlich
gibt es auch Probleme. Es ist zwar schnell gesagt: in der Kirche gibt es keine Ausländer.
Wenn man aber richtig in unsere Gemeinden hineinschaut, dann tun sich die Leute, mit
allem, was fremd ist und fremd erscheint, schwer. Wir müssen für die sogenannte Integration
mehr leisten." Dazu gehöre auch, so Lehmann, dass Menschen, die länger in Deutschland
bleiben, "zunächst einmal unsere Sprache lernen". Gleichzeitig müsse man grundsätzlich
fragen, was die Gesellschaft zusammenhalte: "Man spricht in Deutschland zur
Zeit von einer Leitkultur. Es ist kein ungefährliches Wort. Weil auch Platz sein muss
für andere Kulturen, die nicht untergeordnet, unterbewertet werden dürfen. Auch wenn
gerade in letzter Zeit viele neue Spannungen entstanden sind, ob das der Karikaturenstreit
ist oder andere Ereignisse wie die Todestrafe für einen konvertierten Muslim in Afghanistan,
so glaube ich selber nicht an einen Zusammnestoß in einem militärischen Sinne. Manche
Fachleute sind der Meinung, dass für den islamistischen Fundamentalismus vielleicht
sogar ein gewisser Zenith schon überschritten sein könnte. Sicher bin ich mir nicht.
Sorgen mache ich mir eher darüber, dass eine relative Minderheit Millionen von Menschen
manipuliert und auf die Strasse bringen kann. Aber ich glaube nicht an einen Crash
der Kulturen." (rv 09.05.06 bp)