D: Aachener Friedenspreis würdigt Engament gegen Abschiebehaft
Der Aachener Friedenspreis
geht in diesem Jahr an den Verein "Hilfe für Menschen in Abschiebungshaft Büren”.
Die Bürgerinitiative Aachener Friedenspreis gab gestern den Preisträger bekannt und
will so den "beharrlichen und mit friedlichen Mitteln geführten Kampf der Organisation
gegen Abschiebehaft" würdigen. Der Vorsitzende des Bürener Vereins, Frank Gockel:
"Wir
haben uns natürlich sehr darüber gefreut, das ist ja sicher einer der höchsten Preise,
die man in diesem Bereich bekommen kann. Wir nehmen diesen Preis stellvertretend für
alle Gruppen, die zum Thema Abschiebehaft und Flüchtlinge und Migration im Allgemeinen
arbeiten, an und freuen uns jetzt auch darüber, dass wir dieses Thema medial wieder
in die Öffentlichkeit bekommen.“
Aufklärungsarbeit ist laut Gockel
das Wichtigste. Die Abschiebepraxis in der Bundesrepublik sei menschenunwürdig. Bei
Gesprächen mit Politikern, Vorträgen und Infoabenden versuchten sie, Vorurteile in
der Gesellschaft abzubauen.
"In Abschiebehaft sind keine Straffälligen
untergebracht, sondern Ausländer, die die Bundesrepublik verlassen sollen, und entsprechende
Papiere noch nicht vorhanden sind. Sie warten dann oft Wochen und Monate, dass ihre
Botschaften Papiere ausstellen.“
Die Mitglieder des preisgekrönten
Vereins gehen in die Gefängnisse, stellen Kontakte zu Angehörigen und Anwälten her.
Seit der Gründung vor zehn Jahren haben sie rund 10.000 Häftllinge betreut. Oberstes
Ziel ist es aber, die Abschiebehaft ganz abzuschaffen. Im europäischen Ausland seien
die Haftzeiten wesentliche kürzer.
"Wenn wir uns anschauen, wo die meisten
Ausländer verhaftet werden, nämlich auf den Ausländerbehörden und dort dann mit der
Begründung, dass der Verdacht besteht, sie wollten sich der Abschiebung entziehen,
dann fragen wir uns: Wenn jemand wirklich sich der Abschiebung entziehen will, wird
die Ausländerbehörde die letze Behörde sein, wo er sich meldet. Die Frage ist also,
muss man die Leute schon tage- oder Wochenlang in Haft nehmen, oder kann man das nicht
dementsprechend alles viel kurzfristiger machen."
Der mit 1.000 Euro dotierte
Preis wird am 1. September in Aachen verliehen.