2006-05-06 14:04:19

Vatikan: Papst, "Im Herzen immer Gardist"


RealAudioMP3 500 Jahre Schweizer Garde - die Feierlichkeiten wären nicht denkbar ohne einen Gottesdienst mit dem Papst. Benedikt XVI. zelebrierte heute morgen im Petersdom eine Messe, die aktiven wie ehemaligen Gardisten, der Schweizer Bundespräsident und viele, viele Angehörige und Freunde waren gekommen - gut 5.000 Menschen.


Die Feier im Petersdom begann mit einem Totengedenken an die Opfer des "Sacco di Roma". 147 Schweizer ließen an jenem 6. Mai 1527 bei der Verteidigung des Medici-Papstes Clemens VII ihr Leben. Nur ein Drittel der Leibwache überlebte, die Farben des Geschlechts der Medici bestimmen bis heute ihre Fahne und Uniform. Auch Papst Benedikt erinnerte im Gottesdienst an dieses Ereignis.
"Warum rufen wir uns heute diese weit zurückliegenden Ereignisse in Erinnerung, die sich in einem Rom und einem Europa ereignet haben, das mit der heutigen Situation überhaupt nicht zu vergleichen ist? In erster Linie, um dem Korps der Schweizer Garde Ehre zu erweisen, einem Corps das bis heute stets seiner Mission treu geblieben ist und darin bestärkt wurde, auch als Papst Paul VI. im Jahr 1970 alle übrigen militärischen Einheiten aus dem Vatikan entließ."
Die Messe war mehrsprachig, wie die Schweizer selbst. Außer Latein erklangen die Lesungen und die Predigt in italienisch, rätoromanisch, französisch und deutsch. Der Papst sagte mit Anspielung auf die Lesung aus dem Buch der Weisheit :
"Für die Weisheit lohnt es sich, auf alles andere zu verzichten, denn nur sie gibt dem Leben letzten Sinn – einen Sinn, der selbst den Tod überwindet, weil sie in eine wirkliche Gemeinschaft mit Gott führt. Die Weisheit, sagt der Text, „schafft Freunde Gottes“ (Weish 7, 27) – eine wunderschöne Formulierung, die einerseits den „gestaltenden“ Aspekt hervorhebt, daß nämlich die Weisheit die Persönlichkeit formt und sie in innerem Wachstum zur Vollendung ihrer Reife gelangen läßt, und die zugleich besagt, daß diese Fülle des Lebens in der Freundschaft mit Gott besteht, in der innigen Übereinstimmung mit seinem Sein und seinem Wollen. Der innere Ort, in dem die göttliche Weisheit wirkt, ist der, den die Bibel das Herz nennt, es ist der geistige Mittelpunkt der Person."
Die jungen Männer der Schweizer Garde leisteten als Laien in der Kirche einen ganz besonderen Dienst, daran erinnerte Benedikt im französischen Teil der Predigt:
"Junge Männer die angetrieben von der Liebe zu Christus und zur Kirche sich in den Dienst des Nachfolgers Petri stellen. Einige von ihnen bleiben nur für eine begrenzte Zeit hier, andere machen sich den Dienst zu ihrer Lebensaufgabe. In einigen, und das sage ich mit besonderer Freude, hat der Dienst im Vatikan die die Berufung zum Priester- oder Ordensleben reifen lassen. Schweizer Gardist zu sein, bedeutet aber für alle, sich voll und ganz an Christus und die Kirche zu binden, bereit, sein Leben zu geben. Der Dienst als solcher kann zu Ende gehen, aber im Herzen bleibt man immer Gardist."
Das hätten auch die rund 80 "Marschierer" zum Ausdruck gebracht, so der Papst weiter, die ehemaligen Gardisten, die auf der Via Francigena den historischen Weg der ersten Gardisten vor 500 Jahren nachgingen.
Vorbilder sollen sie sein, die Gardisten, und für andere Eintreten, und - so der Papst - in erster Linie "Männer des Gebets sein. So animiert sprachen Gardisten stellvertretend für alle die Fürbitten - natürlich in mehreren Sprachen.
Musikalisch gedachte der Gottesdienst einem anderen Jubiläum dieses Jahres, dem 250. Geburtstag Wolfgang Amadeus Mozart: Krönungsmesse, Ave Verum, Laudate Dominum mit den Chören der Zürcher Oper, der Akademien und Universitäten aus Luzern und Freiburg. Für den "wirksamsten Sicherheitsdienst der Welt" - so nannte beim Festakt gestern Abend der Schweizer Bundespräsident Moritz Leuenberger die Garde, eben auch Musik und Kunst vom Feinsten.


Am Nachmittag werden die neuen Rekruten vereidigt – aus Anlass des 500-jährigen Jubiläums erstmals auf dem Petersplatz. Radio Vatikan überträgt wieder live und mit deutschem Kommentar auf Kurzwelle 7.135 kHz und im Internet über Audiokanal 3.


(rv 06.05.06 bp)







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