Der mehrfache Premierminister
von Estland, Mart Laar, fordert die Christen in Europa zu mehr Selbstbewußtsein auf.
Laar, der als Vater des estnischen Wirtschaftswunders und des Beitritts zur EU gilt,
nannte es im Gespräch mit Radio Vatikan inakzeptabel, dass die so genannte EU-Verfassung
ohne Gottes- oder Christentumsbezug auskommt. "Ich habe immer gedacht, das ist
ein absoluter Skandal, dass Europa nicht das Christentum in die Verfassung hineingeschrieben
hat. Das ist eine Lüge. Wenn wir über die griechisch-römische Kultur sprechen und
dann über die Aufklärung, aber dazwischen das Christentum einfach übergehen, dann
ist das eine Lüge. Und die Verfassung darf nicht auf einer Lüge basieren." Selbst
in Estland, wo doch die Mehrheit der Bevölkerung konfessionslos sei, sei jetzt die
Einführung des Religionsunterricht an den Schulen auf den Weg gebracht worden und
stoße auf großes Interesse, so Laar, der zum konservativen "Vaterlandsbund" gehört
und von Haus aus Historiker ist. Zu einem möglichen EU-Beitritt der Türkei meint er: "Ich
habe immer sehr das Kriterium geliebt, das Helmut Kohl für eine Mitgliedschaft der
Türkei in der Europäischen Union aufgestellt hat: Die Türkei ist dafür bereit, wenn
man in Anatolien auf dieselbe Weise eine christliche Kirche bauen und aktivieren kann,
wie man eine Moschee in Hamburg bauen kann." Laar ist dieses Jahr Preisträger
des angesehenen Milton-Friedman-Preises für die Förderung der Freiheit.