"Menschsein beginnt
vor der Geburt." Davon sind die christlichen Kirchen überzeugt, und das ist auch das
Motto der diesjährigen Woche für das Leben. Ein ökumenischer Gottesdienst in Stuttgart
gab heute morgen den Startschuss zu einer bundesweiten Aktionswoche, mit Gottesdiensten,
Informationstreffen und Diskussionsrunden in katholischen und evangelischen Gemeinden.
Die Kirchen wollen Mut zu Kindern machen und Eltern unterstützen, sagt der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann:
"Unbestreitbar
ist, dass die Rahmenbedinungenen für die Erziehung von Kindern in unserer Gesellschaft
nicht in ausreichendem Maße förderlich sind. Die Frage, ob es gelingt, eine Trendwende
hin zu mehr Kinderfreundlichkeit zu vollziehen, hängt also auch davon ab, ob wir uns
bewusst werden, welch ein Segen Kinder sind. Untersuchungen zeigen mit erschreckender
Deutlichkeit, wie sehr sich eine Mentalität der vorgeburtlichen Selektion verbreitet
hat. Wenn in Deutschland von zehn Kindern mit einer pränatal diagnostizierten Trisomie
21 nur noch eines lebend geboren wird, dann ist das für uns alles andere als ein Ausdruck
besonderer Humanität.“
Von 190 Ländern rangiert die Bundesrepublik
mit ihrer Geburtenrate auf Platz 185, im Schnitt bringen Deutschlands Frauen nur noch
1,35 Kinder zur Welt. Angesichts dieser allarmierenden Zahlen will der Ratsvorsitzende
der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, aber bereits eine
Trendwende ausmachen:
„Es hängt am gesellschaftlichen Klima, dass wir
miteinander verhindern, dass die erste Frage des Arztes nach der Feststellung einer
Schwangerschaft in der Frage an die Frau besteht, ‚Wollen Sie es denn behalten?’.
Das Ja zu Kindern findet wieder Resonanz. Mein Wunsch ist deshalb, dass dieses Ja
nicht damit begründet wird, dass Kinder die Rente sichern, sondern dass sie ein Gottesgeschenk,
das wichtigste Glück des menschlichen Lebens und ein Wert in sich selbst sind.“