Österreich: Schüssel erinnert an christliches Menschenbild
Wien ist Schauplatz gleich zweier wichtige Tagungen. Zum eine die Tagung der kirchlichen
Kommission für Gerechtigkeit und
Frieden ("Iustitia et Pax") in der Wiener Diplomatischen Akademie. Zum zweiten ein
euopäisch-nordamerikanisches Symposion, das Kardinal Schönborn initiiert hat. Ein
Bericht von Radio Stephansdom.
Bei der ersten Tagung sprach kein geringerer
als Kardinal Renato Raffaele Martino über "Religiöse Freiheit im neuen Europa". Er
ist Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Er betonte, dass
weltanschauliche Neutralität des Staates nicht verwechselt werden dürfe mit Beliebigkeit.
Sonst riskiere man, dass das die Stärkeren über die Schwächeren herrschten. Dies sei
letztlich eine Frage des Menschenbildes: „Aus diesem Grund ist die anthropologische
Frage nach dem Menschen die vorherrschende soziale Frage der Gegenwart“ Es könne
keine Werte geben losgelöst von einem Transzendenzbezug geben. Und das Christentum
sei nicht mit einer Ideologie zu verwechseln, so Kardinal Martino. „Weil es keine
Ideologie ist schätzt das Christentum auch alle Samen der Wahrheit unter den Menschen.“
Laizität sei nicht die Verbannung der Religion in die Privatsphäre.
Die
zweite Tagung beschäftigte sich mit der Frage der Beziehungen Europas zu den USA,
as in letzter Zeit Spannungen erlebt habe. Europa muss bereit sein, auf kritische
amerikanische Stimmen zu hören, sagte Kardinal Christoph Schönborn in Wien bei der
Eröffnung Der Kardinal ließ aber keinen Zweifel daran, dass es auch berechtigte europäische
Anfragen an die Entwicklungen in den Vereinigten Staaten gibt. In seinen sehr persönlichen
Eröffnungsworten erinnerte Kardinal Schönborn an die Dankbarkeit, die es in seiner
Familie immer über die Rolle der USA bei der Befreiung 1945 gab. Letztlich sollte
es um die Werte gehen. Schoenborn wörtlich: „Natürlich haben wir eine gemeinsame
Verantwortung. Ich glaube es ist kein Schaden für die Welt, wenn die europäischen
Werte in der heutigen Welt präsent sind. Und ich denke, dass im wesentlichen uns diese
Werte gemeinsam sind. Ich glaube, dass wir eine Aufgabe haben, diese Werte zu leben
und zu fördern.“ Mit dabei bei dieser Tagung: Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.
Er erinnerte bei der Tagung an die Bedeutung des Christentums. Vieles habe die Gesellschaft
Papst Johannes Paul II und auch Benedkt XVI. zu verdanken. „Für mich und für viele
von uns gerade hier in Europa ist – auch wenn das manchmal verschwiegen wird - ein
wesentlicher Teil das christliche Menschenbild. Und ohne dessen beständige Bewusstseinsbildung
ist letztlich auch die unbedingte Respektierung der Menschwürde in Gefahr und diese
manchmal subtilen Bedrohungen sind in den USA genauso wie in Europa spürbar. Die
Kultur des Todes, die Diktatur des Relativismus um nur zwei Päpste mit ihren berechtigten
Warnungen zu zitieren“. Große Bedeutung komme dabei auch dem Dialog der Religionen
zu, so Schüssel weiter. Er kündigte an, gemeinsam mit EU-Kommissionspräsident Jose
Manuel Durao Barroso die Repräsentanten der Religionen zum Austausch nach Brüssel
einzuladen, um so den Dialog ein Stück weiter zu bringen.