In Washington ist
gestern Abend das Weltfriedenstreffen zu Ende gegangen. Vertreter aller Weltreligionen
waren auf dem Campus der interreligiösen Georgetown University versammelt, um einen
gemeinsamen Friedensappell zu verkünden: Frucht des zweitägigen Diskussions- und Gebetstreffens,
das die Gemeinschaft Sant Egidio initiiert hatte.
„Mit Gewalt und Terror
kommt die Menschheit nicht voran, aber mit Glauben und Liebe. Der Fundamentalismus
ist eine Kinderkrankheit aller Religionen und Kulturen. Vor euch jungen Menschen sagen
wir deshalb allen, die töten, die Terror säen und Krieg im Namen Gottes führen: ‚Haltet
ein! Hört auf zu töten! Gewalt ist immer eine Niederlage! Reden wir miteinander, dann
wird Gott uns erleuchten!’ Nur der Frieden ist heilig! Lasst uns uns gemeinsam für
einen ernsthaften und aufrichtigen Dialog eintreten. Dialog ist eine Kunst.
Nicht die Ängstlichen entscheiden sich für ihn, nicht die, die dem Bösen Raum lassen
ohne zu kämpfen. Der Dialog fordert jeden Mann und jede Frau dazu heraus, im Anderen
das Gute zu sehen und sich zum Guten in sich selbst zu bekennen. Der Dialog heilt
Wunden; er verhilft den gegenwärtigen wie zukünftigen Generationen zum Leben. Wir
fordern heute feierlich dazu auf, die Kunst des Dialogs zu leben.“
Kirchenführer
und Politiker waren anwesend. Er schätze deren Einsatz, eine bessere Welt aufzubauen,
hatte US-Präsident George W. Bush in einer Grußbotschaft erklärt. Der Erzbischof der
Gastgebenden Diözese Washington, Kardinal Theodor McCarrick, betonte:
„Was
war diese Veranstaltung für ein Segen. So viele verschiedene Menschen, so viele verschiedene
Rassen und Nationen, so viele aus Gottes Familie. Gestern – es scheint mir Wochen
her zu sein, haben wir begonnen und mehr Verständnis füreinander und um Enthusiasmus
gebeten. Und wir haben es erreicht. Gott möge dieses Gebet für den Frieden erhören,
und er möge uns auf diese Straße des Friedens schicken, durch die Liebe und den Respekt,
die wir in diesen Tagen füreinander gefunden haben. Dafür bin ich dankbar, aber für
die große Herausforderung, der sich jeder von uns bei der Suche nach Frieden hier
gestellt hat. Was für ein großer Tag. Dank sei Gott.“
Und Andrea Riccardi,
der Sant Egidio 1968 in Rom gegründet hatte, eine Gemeinschaft, der heute weltweit
rund 50.000 Personen angehören, ergänzt:
“Diese Worte sind nicht in
den Wind gesprochen. Sie sind aus tiefster Seele gesprochen und im Gebet gereift.
Bevor wir uns hier auf dem Campus versammelten, haben wir uns an verschiedenen Orten
zum Gebet getroffen. Das Wort ‚Frieden’ gründet auf dem Gebet. Das Wort ‚Frieden’
ist heilig: Es ist das kostbare Destillat großer religiöser Weisheit, inständiger
Bitten und der Hoffnung von Männern und Frauen. Ist Frieden ein Traum? Oder gar unbeschreiblich
große Naivität? Das glauben wir nicht. Frieden ist nämlich vor allem ein Geschenk
Gottes, nicht bloß Resultat menschlicher Anstrengungen. Frieden ist die größte Sehnsucht
von Millionen von Menschen. Suchen wir den Frieden mit aller Kraft und mit dem Dialog!“
Riccardi
unterzeichnete als letzter den Friedensappell von Washington. Wie die Vertreter von
Islam, Judentum, wie Hindus und den zahlreichen anderen Religionen und Gemeinschaften
hatte auch er zuvor eine Kerze entzündet. Zum Abschluss dann der Friedensgruß aller
Besucher auf dem Campus – zu den Klängen von Händels „Halleluja“.