In Washington beginnt
heute Nachmittag das Internationale Friedensgebet der Gemeinschaft Sant Egidio. Mit
dabei natürlich mehrere Tausend Mitglieder von Sant Egidio weltweit, aber auch hochrangige
Kirchenverteter und Politker. Das Thema: "Religionen und Kulturen. Mut zum Dialog".
Die Treffen gibt es seit 20 Jahren, zum ersten Mal sind die USA Ort des Geschehens,
und das Veranstaltungszentrum selbst ist schon Programm: die Georgetown-University,
eine angesehene Jesuiten-Universität. Die Studenten kommen aus 120 verschiedenen Ländern
und allen Weltreligionen.
Vor Ort Susanne Bühl, Mitgründerin von Sant Egidio,
Deutschland: "Viele sprechen ja immer mehr vom Kampf der Kulturen, gerade am
Beispiel der Ereignisse der letzten Zeit. Wir sind aber gerade durch die Erfahrung
der Friedenstreffen davon überzeugt, dass es möglich ist, dass jede Religion ihren
eigenen Charakter behält und auch vertieft. Man muss nicht die eigene Identität ablegen
um Dialog zu führen. Im Gegenteil, es ist eine Hilfe, wenn Menschen, die wirklich
fest auf dem Boden ihrer Religion stehen, in ihrer Spiritualität verwurzelt sind,
miteinander ins Gespräch kommen.“ Proprium von Sant Egidio ist es, die Identität
des jeweils anderen stets zu akzeptieren, sich mit dem Menschen und dessen Lebensumständen
auseinanderzusetzen. Sei es nun bei der Armenspeisung in den Großstädten oder beim
Dialog mit Religionsführern und Politikern. Gerade angesichts der Spannungen mit der
arabischen Welt betont der Gründer der Gemeinschaft, Andrea Riccardi: "Islam
ist nicht gleich Islam. Ihm gehören weit mehr als eine Milliarde Menschen an. Man
muss sich sehr sensibel mit ihm auseinandersetzen, um die Unterschiede zu begreifen.
Auch auf politischem Gebiet muss man daran denken, dass nicht alles gleich ist. Hinter
dem Islam stehen Nationen, Kulturen, geistliche Strömungen. Deshalb denke ich, dass
es eine Kultur braucht, sowohl politisch wie auch historisch betrachtet, um diese
andere Realtität zu verstehen und mit ihr Kontakt aufzunehmen.“ In Washington
gibt es Vorträge, Diskussions- aber auch Gebetsrunden, persönliche Bekenntnisse. Am
Ende morgen Abend soll ein internationaler Friedensappell stehen. Nicht ohne Erfolg,
meint Susanne Bühl: "Es sind ja immer Menschen hier, die für viele in ihren
Ländern stehen und das ist ein schöner Impuls, der von den Friedenstreffen wirklich
ausgehen kann, dass jeder zurückkehrt und die Botschaft von den Treffen hier weiterträgt.
Wir haben immer auch Raum für aktuelle politische Fragen, zum Beispiel das Thema Religion
und Terrorismus oder der Beitrag von Religion zur Prävention von Völkermord." Im
Herbst diesen Jahres wird es noch ein Treffen geben, wahrscheinlich in Italien. Schließlich
jährt sich dann das Friedenstreffen von Assisi zum 20. Mal. Damals hatte auch Johannes
Paul II. teilgenommen. (rv 26.04.06 bp)