Am 26. April 1986
explodierte im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl ein Reaktorblock. Der größte
anzunehmende Unfall war Realität geworden. 20 Jahre später gedachte die Ukraine heute
Morgen mit einer Schweigeminute und Glockengeläut um 1:23 Uhr an den Jahrestag. Benedikt
XVI. sagte bei der Generalaudienz, er fühle sich verpflichtet, den Familien seine
ganz große Anerkennung auszusprechen, "den Familien, den Gruppierungen, den
Behörden und christlichen Gemeinschaften, die sich in den vergangenen Jahren dafür
eingesetzt haben, Erwachsene und vor allem die Kinder, die von den Folgen dieses schmerzhaften
Ereignisses betroffen sind, aufzunehmen und zu pflegen." Er bete für die Opfer,
deren Körper gezeichnet seien, und bitte, dass der Herr die Verantwortlichen für das
Los der Menschheit erleuchten möge. Der radioaktive Regen ging vor 20 Jahren über
der Ukraine, Weißrussland und weiten Teilen Europas nieder. Fast 350.000 Menschen
wurden wegen des Unglücks umgesiedelt. Zwei Jahrzehnte nach dem Unglück gibt es über
die Zahl der Todesopfer Debatten. UNO-Behörden geben an, insgesamt würden etwa 4000
bis 9000 Menschen durch die Folgen des Unglücks sterben. Umweltschützer rechnen mit
mindestens 100.000 Todesopfern in Folge der Katastrophe. Tschernobyl habe einige
Lektionen aufgegeben, aus denen die Menschheit lernen müsse. Das betont der Präsident
des Päpstlichen Rats "Justitia et Pax", Kardinal Renato Raffaele Martino: "Die
Menschen sind besonnener geworden, vorsichtiger. Die Vorsichtsmaßnahmen dürfen niemals
mehr weniger werden. Wenn man diese Energiequellen nutzt, muss man sehr umsichtig
arbeiten und Vorsichtsmaßnahmen treffen. Denken wir nur daran, wie wir einem Kind
beibringen, mit einem Messer umzugehen: Man muss acht geben, weil es weh tun kann,
aber wenn es richtig eingesetzt wird, kann es im Leben nützlich sein. Das selbe gilt
für alle Rohstoffe. Die Nukleartests die durchgeführt werden, können den Ländern,
die wirklich Bedarf haben, vielleicht einen neuen Markt eröffnen. Für arme Länder
könnte das wirklich eine Hilfe sein."
Anderer Meinung ist der österreichische
Bischof für Umweltfragen, Alois Schwarz. Er plädiert für einen schrittweisen und kontrollierten
Ausstieg aus der Atomenergie. Massive wirtschaftliche Gründe seien ausschlaggebend
dafür gewesen, dass Tschernobyl nach dem Unfall nicht sofort stillgelegt worden sei.
Aus der Katastrophe sei aber der Schluss zu ziehen, "dass wir uns in Zukunft die Atomenergie
weder wirtschaftlich noch ökologisch noch sozial leisten werden können“, so der Kärntner
Bischof.