Der Göttinger Sozialwissenschaftler Bassam Tibi hat mit einem Rücktritt aus der Wertekommission
der CDU gedroht. Grund dafür ist das von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen
zusammen mit den beiden großen Kirchen ins Leben gerufene „Bündnis für Erziehung“.
In einem Interview mit dem WDR sagte Tibi, er fühle sich als Moslem "vor die Tür gesetzt".
Ein Wertekonsens in Deutschland müsse säkular sein. Nicht nur Deutschland, sondern
ganz Europa sei multireligiös. Er wolle Moslem bleiben und einen Konsens mit seinen
deutschen Mitbürgern fühlen, aber die Basis dafür müßten die Werte und Normen des
Grundgesetzes sein. Wenn die CDU sage, die Werte seien christlich definiert, müsse
er sich aus der Wertekommission der Partei zurückziehen. Auch zahlreiche Wohlfahrtsverbände
sowie jüdische und islamische Dachorganisationen kritisierten, daß das „Bündnis für
Erziehung“ ausschließlich zusammen mit den Kirchen ins Leben gerufen wurde. Dagegen
hatte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla die Vorgehensweise der Ministerin noch einmal
verteidigt: „Gerade in Zeiten der Globalisierung müssen wir unseren Kindern wieder
vermehrt die wichtigen christlichen Grundwerte des gesellschaftlichen Zusammenlebens
wie Gemeinsinn, Solidarität, Toleranz, Wahrhaftigkeit und Nächstenliebe vermitteln.“
(idea 23.04.06 sk)