Der Sonntag nach
Ostern, im deutschen Sprachraum als "Weißer Sonntag" bekannt ist laut liturgischem
Kalender der "Sonntag der Barmherzigkeit". Papst Johannes Paul II. hatte im Heiligen
Jahr 2000 dieses Fest eingeführt. Die Überzeugung, dass Gott der Inbegriff der Barmherzigkeit
ist, prägte das Denken Karol Wojtylas und war auch Thema seiner zweiten Enzyklika,
"Dives in Misericordia". Die Botschaft der Barmherzigkeit müsse der "Leid geplagten
Menschheit" nahe gebracht werden. Die besondere Verehrung der göttlichen Barmherzigkeit
geht auf die Visionen der polnischen Ordensfrau und Mystikerin Faustina Kowalska zurück.
Papst Johannes Paul II. hatte sie im Jahr 2000 heilig gesprochen.
In Rom wird
die "Göttliche Barmherzigkeit" vor allem in der Kirche Santo Spirito in Sassia verehrt.
Die kleine Kirche am Tiberufer unweit des Petersdoms hat ein eigenes Heiligtum eingerichtet.
Der Rektor der Kirche, Guiseppe Bart, hat uns die Hintergründe des besonderen Tages
erklärt:
"Die Verehrung der Göttlichen Barmherzigkeit geht zurück auf die
Zeit vor dem ersten Weltkrieg als Jesus der heiligen Faustina Kowalska in einer Vision
erschien. Jesus forderte diese polnische Mystikerin auf, die Menschheit an seine
Barmherzigkeit zu erinnern und vertraute ihr die umfassende Mission an, die da heißt:
'Ich sende dich mit meiner Barmherzigkeit in die ganze Menschheit. Ich will, dass
jede Seele die göttliche Barmherzigkeit rühmt und ihre Wirkung an sich selbst erleben
kann.'"
Die mittlerweile in allen Kontinenten verbreitete Frömmigkeitsform
ist mit dem "Gnadenbild des Barmherzigen Jesus" verbunden. Das Bild "Jesus, ich vertraue
auf Dich" wurde 1934 nach den Visionen von Schwester Faustyna gemalt. Pro Jahr kommen
im Durchschnitt eine Million Pilger aus Polen und anderen Ländern nach Lagiewniki,
um das Bild zu verehren. Allein am morgigen Sonntag werden 130 000 Pilger erwartet.
(rv, 22.04.06, cw)