Rund 140 Bewohner der berüchtigten Siedlung "Colonia Dignidad" haben ein Schuldbekenntnis
abgelegt. In einer "Öffentlichen Erklärung an unsere Mitbürger in Chile und Deutschland"
distanzierten sie sich von ihrem früheren Leiter Paul Schäfer und baten um Vergebung
für Menschenrechtsverletzungen, die auf ihrem Gelände begangen wurden. Chilenische
Tageszeitungen haben den Text im Wortlaut veröffentlicht. Darin heißt es: "Wir tragen
die Schuld, dass wir uns nicht gegen den despotischen Leiter erhoben haben; die Schuld,
dass auf unserem Grundstück Menschen ungesetzlich festgehalten wurden, von denen einige
umgebracht worden sein sollen, und deren Leichen verschwunden sind." - Die „Colonia
Dignidad“ hatte sich 1956 auf Betreiben von Paul Schäfer vom "Bund evangelisch-freikirchlicher
Gemeinden in Deutschland" abgespaltet. Unter dem Namen "Private Sociale Mission" gründete
Schäfer in Siegburg ein Erziehungsheim, in dem die Kinder der Mitglieder der Sekte
untergebracht waren. Nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Paul Schäfer
wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs der von ihm abhängigen Kinder aufnahm,
floh ein Teil der Sekte im Januar 1961 nach Chile. Paul Schäfer sitzt seit März 2005
in Untersuchungshaft. (idea/rv 22.04.06 bp)