Vor einem Jahr hielt
der frisch gewählte Papst Benedikt XVI. seine erste Ansprache an die Kardinäle, umriss
in geschliffenem Latein, frei gesprochen, die Eckdaten seiner Pontifikatsidee: Ökumene,
Zeugnis in der Welt und Kontinuität zum Zweiten Vatikanischen Konzil und zu seinem
Vorgänger. Joseph Ratzinger hatte ein großes Erbe angetreten, nach dem fast 27-jährigen
Pontifikat Johannes Pauls II. Das sagt auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn.
Der muss es wissen, schließlich kennt er den Papst aus den langen Jahren gemeinsamer
Arbeit am Weltkatechismus:
"Nach einem so großen Papst, nach einem so
prägenden Papst, der lange auch prägend gewirkt hat, war es sicher ganz wichtig, dass
sein Nachfolger wirklich er selber ist. Und dass er jemand ist, der ganz in sich ruht,
der ganz gefestigt ist und der das Erbe von Papst Johannes Paul mit sicherer Hand
weiterführt. Wir leben in einer sehr schnellebigen Zeit, es braucht dringend in der
Kirche das Vertiefen, das besinnen auf das Wesentliche; und ich denke mit seiner ersten
Enzyklika hat er das klare Signal gegeben, in welche Richtung es geht also auf den
Kernbestand sich zu konzentrieren: Worum geht es wirklich? Deus Caritas est – Gott
ist Liebe. Das ist das zentralste wesentlichste wichtigste Thema!"
Spektakuläre
Reisen wird es wohl nicht geben, meint Schönborn. Aber:
"Er wird uns
Schritt für Schritt und immer wieder hinführen zu den wahren Quellen, zu dem, was
den Glauben trägt, was die Kirche in ihrem Innersten Kern ausmacht ."