Zum traditionellen Kreuzweg am Kolosseum werden heute Abend wieder mehrere 10.000
Gläubige und Touristen erwartet. Im Schein der Fackeln und im Schatten des Monumentalbaus
aus der Antike werden sie die 14 Stationen des Kreuzwegs meditieren. Benedikt XIV.
hatte das Kolosseum 1750 zur Gedenkstätte für christliche Märtyrer der Antike erklärt.
Benedikt XVI. setzt die Tradition seines Vorgängers fort und steht bei seinen ersten
Osterfeierlichkeiten als Papst dem Kreuzweg selbst vor. Im vergangenen Jahr hatte
er die Texte verfasst, dieses Jahr hat er den Vatikan-Erzbischof Angelo Comastri darum
gebeten. Der sagt: „Als ich von der Entscheidung des Heiligen Vaters
erfahren habe, war ich sehr bewegt und hatte gleichzeitig richtig Angst. Ich fühlte
mich dieser Aufgabe, die der Papst mir anvertrauen wollte, nicht gewachsen.“
Die
Haltung Marias, sich ganz hinzugeben, habe ihm schließlich geholfen, so Comastri.
Das Leitmotiv seiner Arbeiten am Kreuzweg:
„In der Passion Christi ist
die Geschichte der ganzen Menschheit zusammengefasst. Wenn wir auf sein Leiden schauen,
können wir deshalb die Geschichte der Menschen verstehen lernen, eine Geschichte,
in der die Guten erniedrigt, die Aufrichtigen mit Füßen getreten und die, die ein
reines Herz haben, verspottet und verachtet werden. Da stellt sich die Frage: Wer
trägt den Sieg davon? Wenn wir den Kreuzweg Jesu nachgehen, haben wir die Gewissheit
– Gott hat das letzte Wort. Als Gläubigen versichert uns der Kreuzweg, dass der Karfreitag
nicht der letzte Tag ist. Der letzte Tag ist Ostern. Und Ostern ist der Sieg des Guten
über das Böse, der Liebe über den Hass. Damit siegen am Ende die Guten, denn es ist
der Sieg des Guten schlechthin, des unendlich Guten, und das ist Gott.“
Das
Beten und Meditieren des Kreuzwegs sei mit der Geschichte des Christentums eng verbunden,
betont der Generalvikar für den Vatikan. Johannes Paul II. sei auch schwerkrank noch
zum Kolosseum gekommen.
„Und wann immer er einen Augenblick Zeit fand,
ist er in die Kapelle gegangen, vor allem am Nachmittag, um den Kreuzweg zu beten.
Ich glaube, dass die Stärke, mit der er seinen eigenes Leid ertragen hat, sicherlich
davon kam, dass er so oft die Passion Christi im Gebet nachvollzogen hatte.“
Am
Karfreitag im vergangenen Jahr hatte Johannes Paul II. den Kreuzweg ebenfalls in seiner
Privatkapelle mitverfolgt. Papst Benedikt XVI. wird heute Abend am Kolosseum selbst
das Kreuz tragen, zur ersten und zur 14. Station. Der Kreuzweg beginnt um 21 Uhr 15.
Mit dabei 62 Rundfunkstationen aus 42 Ländern.