Gründonnerstag
ist seit dem 12. Jahrhundert die volkstümliche Bezeichnung für den kirchlichen Gedenktag
der Einsetzung des Abendmahls, der coena domini. Schon in der frühen Kirche, feierten
die Christen den fünften Tag der Karwoche zu Erinnerung an die Einsetzung der Eucharistie.
Das berichtet die Nonne Egeria von ihrer Pilgerreise nach Jerusalem Ende des 4. Jahrhunderts.
Einzigartig
in der Liturgie zum Gründonnerstag ist ein kleiner Zusatz im Hochgebet. In die Worte
des Einsetzungsberichts „In der Nacht, da er verraten wurde, nahm er das Brot und
sagte Dank“ wird eingeschoben „Und das ist heute!“. Was dieses „Heute“ bedeutet, erklärt
der Dogmatiker Gisbert Greshake:
„Sollen wir so tun, als ob das Geschen
des Letzten Mahles Jesu jetzt stattfindet, als ob es heute wäre? Es geht hier nicht
um ein ‚als ob’, sonders: das, was damals zur Zeit Jesu geschah, ist von solchem Gewicht,
von solcher bleibender Mächtigkeit, dass es nicht einfach vergangen ist. Was in der
Vergangenheit geschah, ist für immer Gegenwart geworden, so dass wir zu Recht sagen:
‚Und das ist heute!’ Immer aufs neue ‚Heute!’. Und dieses Heute betrifft nicht nur
die Ereignisses des Gründonnerstags, sondern alle drei großen österlichen Tage, die
nun vor uns liegen. Alle drei haben ihren Grund in der Vergangenheit, werden aber
immer wieder aufs neue im Heute Gegenwart und weisen zugleich auf ihre letzte Vollendung
in der Zukunft hin. So durchdringen sich hier alle drei Dimensionen der Zeit: Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft.“
Der Gründonnerstag ist der Auftakt der drei großen
österlichen Tage, des österlichen Triduums – entsprechend des Verständnisses der Antike,
dass der neue Tag bereits nach Sonnenuntergang am Vorabend beginnt. Die verschiedenen
Deutungen des deutschen Namens können nicht befriedigen, so kreativ sie auch sind.
Das Brauchtum vom Essen grüner Kräuter oder Spinat hat wohl am Wenigsten damit zu
tun, eher kommt Grün-Donnerstag schon vom Wort „grinen“ oder „greinen“, althochdeutsch
für „klagen, weinen“. Das könnte auch deshalb Sinn geben, da schon in der frühen Kirche
vor Ostern die reuigen Büßer und Ausgestoßenen wieder in den Schoß der Kirche aufgenommen
wurden.
Der Gründonnerstag ist mit der Feier der Eucharistie also das zentrale
gemeinschafts- und damit kirchestiftendes Geheimnis.
Gisbert Greshake:
„Die Liebe Christi, die wir in der Feier der Eucharistie empfangen führt nicht
nur zur Gemeinschaft mit dem Herrn allein, sondern zur Gemeinschaft mit dem ganzen
Leib Christi. In der Eucharistie baut Christus selbst den einen Leib mit den vielen
unterschiedlichen Gliedern auf. ‚Und das ist heute!’ Nicht nur an diesem Tag, sondern
jeden Tag neu, wo Menschen sich in die Proexistenz Jesu, in sein liebendes Für-uns-sein
einbeziehen, hineinziehen lassen. So wird dann jeder Tag zum Gründonnerstag.“