Deutschland bewirbt sich um einen Sitz im neuen UN-Menschenrechtsrat der Vereinten
Nationen. Über die neuen Mitglieder soll Anfang Mai entschieden werden. Der Rat soll
die bisherige Menschenrechtskommission ersetzen. Diese war in Verruf geraten, weil
ihr auch Staaten angehörten, die selbst wegen Menschenrechtsverletzungen angeklagt
waren. Über die Aufgaben des neuen Menschenrechtsrates haben wir gesprochen mit
dem ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof
Silvano Tomasi:
„Meiner Meinung nach ist die große Herausforderung des
Menschenrechtsrates, neue Wege zu finden, um die Menschenrechte auch praktisch durchzusetzen.
Wir haben Unmengen von Richtlinien, Erklärungen, Protokolle und Verträge über die
Menschenrechte. Wenn wir aber in die Welt schauen, sehen wir enorme Tragödien, von
denen man nicht viel spricht. In Darfur beispielsweise, wo Tausende von Menschen
erschossen werden. An anderen Orten werden Menschen wegen ihres Glaubens nicht respektiert
oder es gibt sogar Gewalt in einigen Ländern.“
Ein Thema, das derzeit immer
wieder die Menschen bewegt, sind die Zustände im Gefangenenlager Abu Ghraib. Die
Misshandlung von Gefangenen sei ein Hinweis darauf, dass Menschenrechte nur wenig
respektiert werden, sagte der Erzbischof in unserem Gespäch:
„Ob es jetzt
christliche oder muslimische Gefangene sind, aus dem einen oder anderen Land, egal
wie ihr Charakter, ihre geographische, nationale oder religiöse Herkunft ist - die
Würde jeder Person muss respektiert werden, egal in welchen Umständen sie sich befindet.
Und das ist die Logik, die aus der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte entspringt
und von der alle Entschlüsse, die bis heute getroffen wurden, kommen.“ (rv,
06.04.06, cw)