Einen großen Andrang
zum Grab von Papst Johannes Paul II. in den Grotten unter dem Petersdom registrieren
die Vatikan-Behörden in diesen Stunden. Am morgigen Sonntag jährt sich der Todestag
des polnischen Papstes zum ersten Mal. Nur sechs Wochen nach seinem Ableben kündigte
damals sein Nachfolger Benedikt XVI. die Aufnahme des Seligsprechungsverfahrens an.
Feierlich eingeleitet wurde es vergangenen Juni. Heute befindet sich die Causa auf
einem guten Weg – allerdings ist ihr Ende nicht abzusehen. Das sagte uns der Postulator
des Seligsprechungsverfahrens, der polnische Priester Slawomir Oder.
„Es
wäre zu gewagt, über einen Abschluss der Causa zu spekulieren. Die Zahl der Zeugen
ist sehr hoch, und wir müssen ihre Einvernahme mit dem Zeitplan des Tribunals abstimmen.
Das erlaubt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht, Voraussagen zu machen.“
Parallel
zur Befragung der Zeugen arbeitet die historische Kommission der Causa an einer Dokumentation
über den verstorbenen Papst. Den dritten Strang des Verfahrens bildet die Untersuchung
eines möglichen Wunders. Dazu sind Sachverständige nun nach Frankreich gereist, bestätigt
der Postulator.
„Es handelt sich um den Fall einer jungen Ordensfrau, die
seit mehreren Jahren an Parkinson litt. Die ganze Ordensgemeinschaft betete um Heilung
für die Schwester und bat dabei Johannes Paul um Fürsprache. Genau zwei Monate nach
dem Tod des Papstes sind die Symptome der Krankheit sofort und vollständig verschwunden.“
Slawomir
Oder hat sein Büro im Lateranpalast, dem Bischofssitz des Papstes in Rom. Selig- und
Heiligsprechungsverfahren gehen immer vom Heimatbistum der betreffenden Person aus.
Für Causen von Päpsten ist in einem ersten Schritt grundsätzlich die Diözese Rom verantwortlich.
in Krakau tagt indes heute zum letzten Mal das Tribunal, das im Seligsprechungsverfahren
für Johannes Paul polnische Zeugen befragt hat. Zum Auftakt der feierlichen Veranstaltung
steht um 17 Uhr in der Kathedrale im Wawel eine Messe zum Amtsantritt von Kardinal
Stanislaw Dziwisz auf dem Programm. Die 29. und letzte Sitzung des Tribunals ist wie
die erste öffentlich. Die Mitglieder des Tribunals, die unter dem Vorsitz von Bischof
Tadeusz Pieronek arbeiteten, setzen ihre Unterschriften auf die letzte Seite der Akte.
Dann wird der dicke Aktenordner geschlossen und versiegelt. Die Zahl der gehörten
Zeugen und der Inhalt der Aussagen bleiben geheim. Zwei Kopien der Akte gehen an den
für den Prozess in Rom zuständigen Priester Slawomir Oder. (rv / kna 01.04.06
gs)