Ein "Salzburger Ärzteforum für das Leben" will sich nicht damit abfinden, dass in
der Domstadt seit einem Jahr regelmäßig Abtreibungen durchgeführt werden. In einem
Appell fragen die Ärzte, ob die Demokratie nicht Schaden leidet, wenn sie trotz ihrer
Schutzpflicht für jeden Bürger die Tötung Ungeborener zuläßt. Die Ärzte fordern unter
anderem den Ausbau eines lebensbejahenden Beratungs-Angebots. (pm 30.03.06 sk)
Hier
die Erklärung des "Salzburger Ärzteforums für das Leben" in vollem Wortlaut:
Seit
einem Jahr werden an der Gynmed-Ambulanz in den Salzburger Landeskliniken wöchentlich
regelmäßig Abtreibungen durchgeführt. Da wir uns als Ärzte verpflichtet fühlen, dem
Leben und nicht dem Tod zu dienen, können wir an diesem Jahrestag nicht schweigen
!
Von offizieller Seite wurde von 15 Eingriffen pro Woche gesprochen, sodass
man auf eine Zahl von mindestens 800 (vermutlich aber deutlich über tausend) ungeborenen
Kindern kommt, die seit 2. April 2005 im Land Salzburg das Licht der Welt nicht erblicken
durften. Das entspricht etwa 35-40 Volksschulklassen jährlich. Diese Realität ist
nicht nur erschreckend, sondern wirft auch viele Fragen auf:
Verkraftet unsere
Demokratie, die jedem Bürger gleiche Rechte und gleichen Schutz zuspricht, die routinemäßige
Tötung Ungeborener, ohne selbst Schaden an ihren Grundfesten zu erleiden ?
Kann
sich ein Staat wie Österreich – ganz abgesehen von jeglicher ethischen Dimension
– angesichts der sich heute abzeichnenden massiven Probleme (Un-/Finanzierbarkeit
des Gesundheits- und Pensionssystems) den Verlust von 1000 Kindern jährlich im Land
Salzburg bzw. etwa 30.-80.000 Kindern österreichweit leisten? Oder entzieht er sich
dadurch nicht seine wichtigste Ressource für die Zukunft, seinen Nachwuchs ?
Birgt
die derzeitige demographische Entwicklung unserer Gesellschaft nicht die Gefahr einer
zunehmenden Wertung des Lebens bis hin zur Infragestellung des Rechts auf Leben für
die Schwächsten - die unheilbar Kranken, die alten und behinderten Menschen?
Welche
eklatanten Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitswelt ergeben sich mittel- und langfristig,
wenn sich in Salzburg der derzeitige Abtreibungstrend in den nächsten Jahren fortsetzen
sollte ?
Bereits bei der Einführung der Fristenlösung in den 70er Jahren
wurde – ebenso wie in den vergangenen Jahren – von der öffentlichen Hand wiederholt
zugesagt, die Rahmenbedingungen und Hilfsangebote für Frauen und Paare in Notsituationen
so zu verbessern, dass Abtreibungen nach Möglichkeit verhindert werden können. Hat
die Politik hier tatsächlich ihr Wort gehalten?
Reflektiert man die
derzeitige Situation unter diesen Gesichtspunkten, erscheint es uns neuerlich dringend
notwendig, als Ärzte / Ärztinnen öffentlich klar Stellung zu beziehen.
Das
Angebot der Gynmed-Amblanz beschränkt sich auf eine leicht zugängliche und kostengünstige
Abtreibung ! Das Ziel der angebotenen psychologischen Begleitung besteht lediglich
darin, die Traumatisierung so gering wie möglich zu halten. Die gemeinsame Suche nach
Alternativen zum Schwangerschaftsabbruch und Lösungsmöglichkeiten der Konfliktsituationen,
das Erarbeiten eines Lebenskonzeptes für ein Leben mit Kind und das Angebot anderer
konkreter Hilfsmaßnahmen außer der Abtreibung fehlen ! Es darf in Zweifel gezogen
werden, ob Frauen / Paaren auf diese Weise ernsthaft und langfristig geholfen werden
kann.
Lebensbejahende Antworten werden Hilfe Suchenden in Stadt und Land Salzburg
von anderen Organisationen und Initiativen geboten. Diese haben im vergangenen Jahr
in zum Teil bemerkenswert guter Zusammenarbeit Projekte verwirklicht, die nicht nur
dem Leben dienen, sondern auch Frauen / Paaren ein Netz bieten, das sie dort auffängt,
wo sie sich durch die Not einer ungewollten Schwangerschaft befinden. Hingewiesen
sei in diesem Zusammenhang auf das „Haus für Mutter und Kind“, auf neue Beratungsstellen
im ländlichen Raum, die Beratungshomepage www.deinealternative.at und eine
Postabortion-Beratungsstelle. So wie bisher, werden wir uns auch künftig bei der Planung
und Umsetzung derartiger Projekte nach den uns zur Verfügung stehenden Kräften und
Mitteln gerne einbringen.
Wir möchten anlässlich dieses Jahrestages, der uns
sehr nachdenklich und betroffen macht, die politisch Verantwortlichen neuerlich deutlich
auffordern, alles zu tun, damit mehr Frauen „Ja“ zu ihr Kind sagen können und nicht
aufgrund unlösbar scheinender Probleme in einem Schwangerschaftsabbruch die vermeintliche
Lösung ihrer Schwierigkeiten suchen müssen. Wesentlich erscheint uns in diesem Zusammenhang
die Umsetzung folgender Maßnahmen:
Weiterer Ausbau eines
flächendeckenden – lebensbejahenden –Beratungsangebotes, getragen von verschiedensten
Organisationen (Aktion Leben, Familienberatunsgstelle etc.).
Errichtung bzw. Ausbau weiterer Wohneinrichtungen für schwangere Frauen
in Not (vgl. „Haus für Mutter und Kind“)
Einrichtung
eines Hilfsfonds durch das Land Salzburg zur unkomplizierten Soforthilfe von in Not
geratenen werdenden Müttern / Eltern.
Gesetzlich
verpflichtende Trennung von beratender Stelle und Einrichtungen, in denen Schwangerschaftsabbrüche
durchgeführt werden.
Gesetzliche Verankerung
eines Mindestabstandes von mind. 3, besser 7 Tagen zwischen Beratungsgespräch und
Schwangerschaftsabbruch, wobei unter dem Beratungsgespräch keineswegs die medizinische
Aufklärung zum Schwangerschaftsabbruch zu verstehen ist !
Meldepflicht
an die Gesundheitsbehörden und statistische Erfassung der Kerndaten aus der Gynmed-Ambulanz
sowie österreichweit aus allen Abtreibungskliniken. Nur durch die Analyse dieser Daten
können Schlüsse gezogen werden, in welchem Bereichen Prävention, Aufklärung aber auch
konkrete Hilfsmaßnahmen weiter ausgebaut und verbessert werden können.
Breite Meinungsbildende Maßnahmen in Schulen und Jugendberatungsstellen
aber auch in der Öffentlichkeit hinsichtlich Abtreibung und den Alternativen, dem
post-abortion-syndrome (PAS) aber auch der zunehmenden demographischen Schwierigkeiten,
welche durch die rückläufige Geburtenrate entstehen.
Öffentliches
positives Lobbying für Familien – insbesondere für kinderreiche Familien.
Weitreichende finanzielle Unterstützung und steuerliche Entlastung von
Familien, insbesondere kinderreicher Familien.
Geförderte
Wohnbauprojekte auch für kinderreiche Familien (d.h. mehr als 2 Kinder)
Ausbau von Kinderbetreuungs- und Kindergartenplätzen
Einen
ähnlichen Maßnahmenkatalog haben wir bereits im Oktober 2004 allen politischen Fraktionen
anvertraut. Auch jetzt bieten wir neuerlich unsere Kooperationsbereitschaft an, um
zur Realisierung dieser und weiterer Maßnahmen mit beizutragen.
Aufgrund ihres
Wesens kann aus unserer Sicht Abtreibung nur als Tötung eines Menschen – in einer
meist frühen Entwicklungsphase – verstanden werden. Diesem Umstand trägt der Gesetzgeber
auch eindeutig Rechnung, indem der Schwangerschaftsabbruch als straffrechtliches Delikt
betrachtet wird, welches lediglich unter gewissen Konditionen straffrei gestellt ist.
Es scheint uns wichtig, der immer wieder kolportierten Ansicht eines „Rechtes auf
Abtreibung“ klar zu begegnen.
Aus unserer Sicht müssen zwei tatsächliche Rechte
im Auge behalten werden:
Das Recht jedes ungeborenen Kindes (d.h.: jedes Menschen)
auf Leben, wobei die Gesellschaft verpflichtet ist, ihm dieses zu gewährleisten, und
auch das Recht der Mutter auf umfassende Aufklärung und konkrete Hilfe.
Diesen
beiden Ansprüchen gerecht zu werden scheint offensichtlich immer schwieriger zu werden.
Dennoch werden wir als Ärzte / Ärztinnen, die sich dem hippokratischen Eid verpflichtet
und damit zum Dienst am Leben von seinem Beginn bis zu seinem natürlichen Ende berufen
fühlen, nicht müde werden, diese einzufordern und an deren Verwirklichung mitzuarbeiten
!
Im Namen von 298 Salzburger Ärztinnen und Ärzten
Dr. Florian
Baumgartner
Dr. Ursula-Maria Fürst
Dr. Andreas Hartmann
Dr.
Renate Richter Dr. Nicholas Waldstein-Wartenberg
Dr. Christian Windhofer Salzburger
Ärzteforum für das Leben