2006-03-24 09:14:43

Vatikan: Neuer Kardinal Zen, "Beziehungen zu China verbessern!"


RealAudioMP3 Unter den neuen Kardinälen ist auch Bischof Jospeh Zen von Hongkong. Der 74-jährige Salesianer will nun alles dafür tun, die äußerst zähe Annäherung zwischen dem Heiligen Stuhl und dem kommunistischen Regime in Peking voranzubringen. Wir hatten im Vorfeld Gelegenheit mit ihm zu sprechen und haben ihn zunächst gefragt, wie er die Reaktionen der Regierung auf seine Ernennung bewertet::
"Die ersten Kommentare des Regimes waren nicht besonders kritisch, eigentlich waren das eher Routine-Reaktionen. So haben sie mich an die Trennung von Kirche und Staat erinnert. Aber natürlich, das ist nichts Neues. Sie haben also noch keine offizielle Antwort gegeben. Vielleicht, weil sie wirklich überrascht wurden, vielleicht weil sie so sehr mit ihren großen politischen Versammlungen in Peking beschäftigt waren. Vielleicht mussten sie erst noch über eine Strategie diskutieren. Sogar der Außenminister war eigentlich zunächst gemäßigt in seiner Reaktion. Aber jetzt in der letzten Zeit gab es dann sehr böse Stimmen – wie die des Vizepräsidenten der "Chinesischen Katholischen Patriotischen Vereinigung" (CCPA), Anthony Liu Bainian. Diese Leute sagten "Oh, Zen mag Benedikt, weil der so konservativ ist“ – was immer das heißen mag! Und dann: Dass der Papst Zen zum Kardinal macht ist ein feindlicher Akt gegen China. Sie denken an Johannes Paul II. und seinen Anti-Kommunismus in Polen. „Jeder weiß, dass Bischof Zen gegen den Kommunismus ist“, sagen sie. Wenn die Bischöfe in China alle wie er werden, dann sind wir in Gefahr - wie damals in Polen! Das ist allerdings schlicht lächerlich – und dementsprechend entschieden habe ich das zurückgewiesen."

Und was bedeutet Ihre Ernenung für die Menschen in der Volksrepublik?

"Ich denke, viele freuen sich, weil sie wissen, dass ein Kardinal in engem Kontakt zum Heiligen Vater steht. Und so hoffen sie, dass ich ihre Anliegen dem Papst vortragen kann. Und deshalb freue auch ich mich! Offenkundig ging es bei der Ernennung nicht um meine Person als solche, sondern um das große Wohlwollen, dass Benedikt für das chinesische Volk hat. Und gerade, was die Gespräche zwischen dem Heiligen Stuhl und der chinesischen Regierung in Peking anbelangt, hoffe ich, dass ich Benedikt die Stimme der chinesischen Bischöfe überbringen kann."

Peking knüpft die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl an die Bedingung, Rom müsse zunächst seine diplomatischen Beziehungen mit Taiwan aufkündigen – denn Peking sieht Taiwan als abtrünnige Provinz…

"Jeder weiß, dass der Heilige Stuhl ohne diplomatische Beziehungen keinerlei Einfluss in China hat. Aus pastoralen Gründen, um für die vielen Katholiken in der Volksrepublik da sein zu können, muss der Heilige Stuhl wirklich solche Beziehungen aufnehmen. Da wird er wohl nicht drum herumkommen, die derzeitigen diplomatischen Beziehungen mit Taiwan zu opfern. Das ist objektiv gesehen nicht einfach, weil der Heilige Stuhl noch nie einseitig eine befreundete Nation verlassen hat. Aber ich glaube, die Menschen in Taiwan werden Verständnis haben. Die Bischöfe dort verstehen natürlich die pastoralen Gründe und ich hoffe, dass sie diese Einsicht auch weiter geben können. Ich denke, der Heilige Stuhl sollte der Regierung Taiwans die Hintergünde genau erklären, ja sich sogar für diesen aufgewungenen Schritt entschuldigen."


Wird Ihre Ernennung denn auch einen positiven Einfluss auf die Situation der Katholiken in Hongkong haben?

"Ich denke, es ist auf jeden Fall eine Ermutigung für die Menschen in Hongkong. Obwohl ich glaube, dass der Papst hat tatsächlich mehr an China als an Honhkong selbst gedacht hat, ist der Schritt doch eine Anerkennung dessen, was wir in diesen jahren hier in Hongkong gemacht haben, für die menschnrechte, für die Gerechtigkeit."

Regierungsvertreter haben ja gesagt, dass religiöse Personen sich nicht in die Politik einmischen sollen. Wie sehen Sie in dieser Hinsicht ihre Zukunft?

"Mir sind solche Kommentare wirklich egal. So was haben sie schon hunderte von Malen gesagt. Aber sie widersprechen sich selbst! Wenn sie etwa Religionsvertreter in die Konsultativkonferenz oder den Volkskongress berufen – das sind nun wirklich politische Organe!! Sie drängen uns, zu wählen, auch wenn wir nicht wollen. Grundsätzlich gesprochen: es gibt doch einerseits die Machtpolitik. Dazu gehört , eine politische Partei zu sein, sich zur Wahl zu stellen, öffentliche Ämter zu bekleiden. Dann sind da aber auch die Gesellschaftsfragen – die ganz gewiss auch eine politische Dimension haben. Und das ist eine Art der Politik, an der jeder teilhaben sollte, der sich für die Gesellschaft interessiert. Und so ist doch völlig klar, dass angesichts des sozialen Engagements der Kirche auch jeder Bischof Stellung zu sozialen Fragen beziehen können muss!"
(rv 24.03.06 hr)











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