2006-03-24 08:49:59

Vatikan: Das sind die neuen Kardinäle


Wir stellen Ihnen die fünzehn Kirchenmänner vor, denen Papst Benedikt XVI. heute die Kardinalswürde verliehen hat. Lesen Sie hier Kurzporträts
 
Aus der römischen Kurie:


1. William Joseph Levada (69)

Als Präfekt der römischen Glaubenskongregation hat der

US-amerikanische Erzbischof William Joseph Levada (69) schon von

Amts wegen Anspruch auf den Kardinalspurpur. In seiner ersten

großen Personalentscheidung berief Papst Benedikt XVI. Mitte Mai

2005 den Erzbischof von San Francisco nach Rom und machte ihm zu

seinem Nachfolger in der obersten katholischen Glaubensbehörde.

Bereits zwischen 1976 und 1983 war Levada hier tätig und gehörte

als einziger US-amerikanischer Bischof zur Kommission, die den

1992 erschienenen «Katechismus der Katholischen Kirche»

erarbeitete.



Levada wurde am 15.6.1936 in Long Beach geboren. Er studierte in

den USA und an der Gregoriana-Universität in Rom und wurde 1961

in Los Angeles zum Priester geweiht. Nach Jahren in der

Pfarrseelsorge und als Theologie-Dozent wechselte er 1976 nach

Rom. Im März 1983 ernannte ihn der Papst zum Weihbischof in Los

Angeles; 1986 wurde er Erzbischof von Portland/Oregon. Vor elf

Jahren berief ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof Koadjutor für

San Francisco, als Unterstützung für den kranken und amtsmüden

Erzbischof John Raphael Quinn, dessen Nachfolge er im Dezember

1995 antrat. Seit dem Jahr 2000 war der aus Long Beach stammende

Kirchenmann bereits Ordentliches Mitglied der

Glaubenskongregation.




2. Franc Rode (71)



Schon vor seiner Ernennung zum Präfekten der Kongregation für die

Ordensgemeinschaften 2004 hatten viele Gläubige in Ljubljana

(Laibach) gehofft, dass ihr Erzbischof Kardinal wird. 1934 in der

Nähe der jugoslawisch-österreichischen Grenzstadt geboren, floh

Franc Rode nach dem Kriegsende mit Eltern und Geschwistern vor

dem Regime Titos zunächst nach Österreich. 1948 emigrierte die

Familie nach Argentinien, wo der junge Rode 1952 in den Orden der

Lazaristen eintrat. Nach Studien in Rom und Paris wurde er 1960

Priester und Doktor der Theologie, 1965 kehrte er als Pfarrer in

seine Heimat zurück. Der Geistliche machte durch

Auseinandersetzungen mit dem Regime von sich reden. Papst

Johannes Paul II. ernannte ihn 1993 zum Sekretär des Kulturrates.

Vier Jahre später erhielt Rode das Amt des Erzbischofs von

Ljubljana. Als Präfekt der Ordens-Kongregation ist er heute

zuständig für die weltweit 200.000 Ordensmänner, 800.000

Ordensfrauen und 30.000 Mitglieder von Säkular-Instituten.




3. Agostino Vallini (65)



Als Präfekt der Apostolischen Signatur bekleidet Agostino Vallini

den Leitungsposten des obersten Berufungsgerichts der

katholischen Kirche. Ein Amt, das wegen seiner Bedeutung in der

Regel den Kardinalsrang verlangt. So hatte auch Vallinis

Vorgänger Kardinal Mario Francesco Pompedda eineinhalb Jahre nach

seiner Ernennung zum höchsten Richter erwartungsgemäß den Purpur

erhalten. Mit dem Ruf an die Signatur kehrte Vallini in seine

Geburtsstadt zurück, wo er am 17.4.1940 das Licht der Welt

erblickt hatte. Kindheit und Schulzeit verbrachte er allerdings

in der Gegend von Neapel. In der mittelitalienischen Metropole

trat er auch ins Priesterseminar ein. Später lehrte er an der

dortigen katholisch-theologischen Fakultät Kirchenrecht und

bekleidete Leitungsfunktionen am Erzbischöflichen Seminar und der

Universität. 1989 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum

Weihbischof für Neapel, zehn Jahre später zum Bischof von Albano

- dort gehörte auch der Sommersitz des Papstes, Castel Gandolfo,

zu seinem Territorium.




Aus großen Diözesen der Weltkirche



1. Carlo Caffarra (67)



Carlo Caffarra leitet seit 2004 als Erzbischof von Bologna eine

der wichtigen italienischen Diözesen. Am 1.6.1938 in Busseto in

der norditalienischen Po-Ebene geboren, wurde er 1961 zum

Priester geweiht. Nach einer Promotion in Kirchenrecht an der

römischen Gregoriana-Universität spezialisierte er sich weiter

auf Moraltheologie. In diesem Fach übernahm er 1965 eine Dozentur

in Fidenza und Parma. 1974 berief Papst Paul VI. ihn in die

Internationale Theologen-Kommission, 1980 übernahm er die Leitung

des Päpstlichen Instituts «Johannes Paul II. für Studien zu Ehe

und Familie» an der römischen Lateran-Universität. 1995 wurde

Caffarra Erzbischof von Farrara-Comacchio. Im Dezember 2003

erhielt er die Ernennung zum Erzbischof von Bologna.




2. Antonio Canizares Llovera (60)



Er wurde bereits als Nachfolger von Joseph Ratzinger im Amt des

Präfekten der Glaubenskongregation gehandelt; jetzt wird er

zusammen mit dem neuen Präfekten William Joseph Levada die

Kardinalswürde empfangen. Antonio Canizares Llovera ist seit gut

drei Jahren Erzbischof von Toledo und damit Primas von Spanien.

Dies gilt fast schon als eine Garantie auf Purpur. Der 1970 zum

Priester geweihte Canizares wurde von Papst Johannes Paul II. im

Jahr 1992 zum Bischof von Avila und dann 1996 zum Erzbischof von

Granada ernannt. In dieser Funktion machte er von sich Reden, als

er die baskische Terrororganisation ETA aufrief, die Gewalt zu

beenden. «Terroristen irren sich, wenn sie meinen, durch Töten

den Sieg zu erringen», sagte Canizares bei der Beerdigung eines

ermordeten Generalstaatsanwaltes. Schon Anfang Juli dürfte der

neue Kardinal erneut dem Papst begegnen, wenn dieser zum

Abschluss des Weltfamilientreffens nach Valencia reist.




3. Nicholas Cheong Jin-Suk (74)



Der Kampf für mehr Religionsfreiheit im geteilten Korea ist ein

wichtiges Anliegen von Seouls Erzbischof Nicholas Cheong Jin-Suk. Seit 1998 leitet er als Erzbischof die kleine katholische Kirche in Südkorea. Nur wenige Monate später ernannte ihn Johannes Paul II. aber auch zum Apostolischen Administrator in Pjöngjang, der

Hauptstadt des kommunistischen Nordens. Als eine Ursache der

großen wirtschaftlichen und sozialen Probleme dort bezeichnete

Cheong wiederholt die fehlende politische und religiöse Freiheit.

Der 1931 in Seoul geborene Cheong wurde im Alter von 29 Jahren

Priester. Schnell wurde er Bischof von Cheonju ernannt, bevor er

1998 in der südkoreanischen Hauptstadt die Nachfolge von Kardinal

Stephen Kim Sou-Hwan antrat.




4. Stanislaw Dziwisz (66)



Er ist einer der katholische Aufsteiger der vergangenen Jahre.

Nach dem Tod von Johannes Paul II., dem er fast vier Jahrzehnte

als Privatsekretär zur Seite stand, wurde er im Juni von Benedikt

XVI. zum Erzbischof von Krakau und damit zum Nachfolger Karol

Wojtylas ernannt. Noch zu Lebzeiten des polnischen Papstes war

spekuliert worden, dass der 66-jährige Dziwisz insgeheim - «in

pectore» - als Kardinal ernannt worden sei. Im April 1939 in der

Nähe von Krakau geboren trat er 1957 ins Krakauer Priesterseminar

ein. Im Juni 1963 wurde er von Wojtyla zum Priester geweiht. 1966

wurde er Privatsekretär des Erzbischofs von Krakau, dem er

nach der Papstwahl nach Rom folgte. 1998 erhob der Papst seinen

engsten Mitarbeiter in den Bischofsrang. Dziwisz ist Ehrendoktor

der Universität von Lublin und verfasste mehrere Schriften, etwa

die Erinnerungen über das Papstattentat von 1981. Im Mai wird er

den neuen Papst bei seiner Polenreise begrüßen.




5. Sean Patrick O'Malley (61)



Der Kapuziner und Erzbischof von Boston wurde 1970 zum Priester

und 1984 zum Bischof geweiht. Sein erster Bischofssitz war der

von Saint Thomas auf den amerikanischen Jungferninseln. Von 1992

bis 2002 stand er der Diözese Fall River in Massachusetts vor,

von wo aus er Anfang 2002 nach Palm Beach, Florida wechselte.

2003 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von

Boston ernannt. Das Erzbistum ist mit mehr als zwei Millionen

Katholiken eines der größten der USA. O'Malley hatte als

Nachfolger des zurückgetretenen Kardinal Bernard Law, dem

Untätigkeit in einem Pädophilie-Skandal vorgeworfen war, die

Versöhnung mit den Opfern und Angehörigen zu einem vorrangigen

Ziel seiner Amtszeit erklärt. Insgesamt sah sich die Erzdiözese

Zahlungsforderungen von umgerechnet mehr als 75 Millionen Euro

gegenüber. O'Malley verkaufte unter anderem seine Residenz, um

Opfer zu entschädigen.




6. Jean-Pierre Ricard (61)



Zuletzt rief der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz

zu Besonnenheit bei den wochenlangen Ausschreitungen in

französischen Vorstädten auf. Die Ursachen der sozialen Proteste,

etwa Arbeitslosigkeit und zerrüttete Familienbeziehungen, müssten

angegangen werden, forderte der 61-Jährige. Seit 2001 leitet er

den französischen Episkopat, wo er die Nachfolge von Kardinal

Louis-Marie Bille antrat. Ricard wurde 1944 in Marseille geboren

und 1968 zum Priester, 25 Jahre später zum Bischof geweiht.

Zunächst Weihbischof in Grenoble und Montpellier wechselte er

2001 auf den Bischofsstuhl von Bordeaux. Klar ist sein Standpunkt

in der Ablehnung der "Homo-Ehe". Innerhalb der Bischofskonferenz

engagiert er sich vor allem im Medienbereich, wo er die Medien-

und Evangelisierungs-Kommission prägt.




7. Gaudencio Rosales (73)



Seit 2003 Nachfolger des charismatischen Kardinals Jaime Sin als

Erzbischof der Hauptstadt Manila, ist Gaudencio Rosales in der

philippinischen Kirche kein unbeschriebenes Blatt. Zwischen 1997

und 1999 war der Geistliche stellvertretender Vorsitzender der

Philippinischen Bischofskonferenz. Immer wieder mischt er sich in

die Politik ein: Im Skandal um einen möglichen Wahlbetrug durch

Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo forderte er im Sommer

vergangenen Jahres den Rücktritt der Staatschefin sowie mehr

Verantwortungsbewusstsein der Politiker. Rosales wurde am 10.

August 1932 in Batangas City, 100 Kilometer südlich von Manila,

geboren. Nach seiner Priesterweise 1958 wurde er Rektor des

Priesterseminars. Später arbeitete er als Pfarrer in seiner

Geburtsstadt und Geistlicher Spiritual der «Legio Mariae». 1982

ernannte Papst Johannes Paul II. Rosales zum Bischof-Koadjutor

von Malaybalay und dort zwei Jahre später zum Diözesanbischof,

1992 wurde er zum Erzbischof von Lipa befördert.




8. Jorge Liberato Urosa Savino (63)



Der Erzbischof von Caracas trat erst vor vier Monaten sein Amt in

der 3,4 Millionen Katholiken zählenden venezolanischen Erzdiözese

an. Bis dahin war er seit 1990 Erzbischof von Valencia in

Venezuela. Als Weihbischof hatte Urosa zuvor seit 1984 in Caracas

gewirkt. Urosa wurde in Caracas geboren, ging aber in Kanada zur

Schule und studierte unter anderem an der Gregoriana in Rom. 1967

wurde Urosa zum Priester geweiht, 1982 zum Bischof ernannt.

Großen Wert legt der lateinamerikanische Bischof auf katholische

Erziehung. Er forderte größere Anstrengungen zur Verbreitung der

christlichen Botschaft.




9. Joseph Zen Ze-kiun (74)



Als Joseph Zen Ze-kiun im September 2002 zum neuen Bischof in

Hongkong ernannt wurde, prognostizierte die katholische Presse,

es könnten unruhige Zeiten bevorstehen. Und in der Tat entpuppte

sich der neue Oberhirte als streitbarer und energischer

Verfechter insbesondere der Menschenrechte. Keinesfalls zur

Freude der Regierung von Hongkong, die er immer wieder scharf

attackierte. Für Zen, der 1932 als Sohn eines Teehändlers in

Schanghai das Licht der Welt erblickte und 1961 zum Priester

geweiht wurde, ist sein unerschrockenes Engagement indes weniger

Politik als schlicht Dienst an der Gesellschaft: «Beten ist nicht

alles im Katholizismus - wir müssen zeigen, dass wir uns

kümmern», so seine Maxime.




Verdiente Würdenträger über 80 Jahre alt und damit keine

Papstwähler:




1. Peter Proeku Dery (87)



Der emeritierte Erzbischof von Tamale in Ghana gehört mit seinen

87 Jahren nicht zum Kreis der 120 Kardinäle, die einen neuen Papst

wählen dürfen. Der Mann aus dem Stamm der Dagaba wurde 1918 im

Dorf Ko als Sohn eines Fetischpriesters geboren. Missionare

überzeugten ihn vom christlichen Glauben. 1951 erhielt Dery die

Priesterweihe. Neun Jahre später wurde er Bischof seiner Diözese

Wa im Norden Ghanas. 1974 wechselte er an die Spitze des Bistums

Tamale. Drei Jahre später ernannte ihn Papst Johannes Paul II.

zum Erzbischof. Das Amt übte er bis zu seiner Emeritierung 1994

aus. Dery gehörte zeitweise dem Päpstlichen Rat für die Laien an

und war Schatzmeister der Panafrikanischen Bischofskonferenz. Bei

mehreren Besuchen in Deutschland setzte er sich für bessere

Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern und einen

intensiveren Kampf gegen den Hunger ein.




2. Andrea Cordero Lanza di Montezemolo (80)



Der frühere Vatikan-Diplomat und Erzbischof ist erster

Erzpriester der Basilika Sankt Paul vor den Mauern, eine der vier

Patriachalbasiliken in Rom. Das Gotteshaus im Süden der Stadt,

das nach der Überlieferung über dem Grab des Apostels Paulus

errichtet wurde, steht seit Ende Mai vorigen Jahres unter der

Leitung von Cordero. Der gebürtige Turiner, 1954 zum Priester

geweiht, begann 1976 seinen Dienst an der Kurie, zunächst als

Sekretär des Päpstlichen Rates «Gerechtigkeit und Frieden». 1977

erhielt er die Bischofsweihe und vertrat als Nuntius den Papst in

mehreren lateinamerikanischen Ländern. 1990 ernannte ihn Johannes

Paul II. zum Apostolischen Delegaten für Jerusalem und Palästina.

Vier Jahre später, nach Aufnahme offizieller diplomatischer

Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel, wurde Cordero

zum Apostolischen Nuntius in Israel mit Sitz in Jaffa ernannt.

Dieses Amt übte er bis 1998 aus, um dann in seinem Heimatland bis

2001 als Nuntius für Italien und San Marino zu wirken.




3. Albert Vanhoye (82)



Seit einem halben Jahrhundert gehört der Jesuit Albert Vanhoye

zum Päpstlichen Bibelinstitut in Rom. 1923 im nordfranzösischen

Hazebrouck geboren, kam Vanhoye nach Studien an der Pariser

Sorbonne und verschiedenen Hochschulen seines Ordens in den 50-er

Jahren an die bibelwissenschaftliche Forschungseinrichtung des

Vatikan. Er promovierte 1961, wurde zwei Jahre später im gleichen

Institut Professor und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung

1993. Einen Namen machte er sich besonders als Experte für den

Hebräerbrief.



1990, am Ende einer sechsjährigen Amtszeit als Rektor des

Bibelinstituts, erhielt Vanhoye die päpstliche Ernennung zum

Sekretär der Bibelkommission - eine Funktion, die er bis 2001

ausübte. Auch in drei weiteren päpstlichen Dikasterien war der

Jesuit gefragt: Ab 1978 beriet er die Erziehungs-Kongregation,

von 1980 bis 1996 saß er im Rat für die Einheit der Christen,

1990 holte ihn Kardinal Joseph Ratzinger als Berater in die

Glaubenskongregation.


(kna 24.03.06 hr)







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