2006-03-22 11:14:23

Afghanistan: Streit um Prozess gegen Christen


Die Regierung Karzai verwahrt sich gegen die Kritik aus dem Ausland am Prozess gegen einen Christen. Der Wirtschaftsminister in Kabul spricht von einer Art Erpressung und einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes. Der 41-jährige Abdul Rahman ist im deutschen Exil vom Islam zum Christentum übergetreten; nach seiner Rückkkehr nach Afghanistan droht ihm jetzt bei einem Prozess in Kabul die Todesstrafe. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der afghanische Wirtschaftsminister Amin Farhang jetzt, die "hitzige und emotionale Reaktion deutscher Politiker ist überzogen und hat bei den Afghanen für Unmut gesorgt... Wenn deutsche Politiker indirekt mit dem Abzug der Bundeswehr drohen, dann grenzt das an eine Art von Erpressung". Der Prozess Abdul Rahman sei ein offenes Verfahren. Eine Verhängung der Todesstrafe gegen ihn sei "sehr unwahrscheinlich", so der Minister, der dringend zu gelassenem Abwarten rät.

Nach einigen Tagen des Zögerns kommen jetzt von westlichen Politikern immer mehr empörte Reaktionen auf den Prozess Rahman. FDP-Chef Guido Westerwelle droht nach Angaben von Spiegel-Online damit, dass nach einem eventuellen Todesurteil gegen den Konvertiten "die deutsch-afghanischen Beziehungen völlig neu sortiert werden" müßten. Westerwelle wörtlich: "Wir senden keine Soldaten nach Afghanistan, um ein solches Unrecht zu sichern".

Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier von der SPD forderte die afghanische Regierung auf, die Religionsfreiheit zu achten. Er verfolge den Fall mit großer Sorge. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz von der CDU, ist für mehr Druck auf Afghanistan, damit es Gesetze abschafft, die eine Todesstrafe für den Religionswechsel vorsehen.

Die USA forderten Afghanistan auf, die Glaubensfreiheit zu achten. "Wir glauben an die universellen Freiheiten, und Religionsfreiheit ist eine von ihnen", sagte der Staatssekretär im US-Außenministerium, Nicholas Burns, in Washington nach einem Gespräch mit dem afghanischen Außenminister Abdullah Abdullah. Auch aus Sicht der neuen afghanischen Verfassung müsse Rahman als unschuldig gelten.
(spiegel-online/agenturen 22.03.06 sk)











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