Vatikan: Kardinal kritisiert Guantanamo

Kardinal Renato Raffaele Martino, der Präsident des Päpstlichen Friedensrates, hat scharfe Kritik am US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba geübt. Martino hatte vor kurzem die Insel besucht und war in Havanna auch von kirchlicher Seite darauf aufmerksam gemacht worden, dass in dem exterritorialen US-Gefangenenlager unhaltbare Zustände herrschen. In einem Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur "ANSA" sagte Martino jetzt, in Guantanamo würde offensichtlich die Menschenwürde mit Füßen getreten. Das sei eine Verletzung der Menschenrechte. Jeder habe das Recht auf eine "faire Gerichtsverhandlung", erinnerte Martino: "Wo immer in der Welt Gefangene unter solchen Bedingungen wie in Guantanamo leben müssen - ohne auch nur zu wissen, wessen sie angeklagt sind - werden wir sie verteidigen". Auch jene, die Verbrechen begangen haben, seien noch immer Menschen, deren Würde respektiert werden müsse.
Derweil hat auch der anglikanische Primas, Erzbischof Rowan Williams, Guantanamo scharf kritisiert. In einem BBC-Interview sprach er von einer "außerordentlichen legalen Anomalie". Das könne ein gefährlicher Präzedenzfall für Diktatoren in aller Welt sein, so Williams.
(kap/rv/ansa 05.02.06 sk)