2006-03-14 15:01:46

D: Militärbischof Mixa hält Kongo-Einsatz für fragwürdig


RealAudioMP3 Deutschland und Frankreich haben ihre Bereitschaft zur Teilnahme an einer EU-Militärmission im Kongo bekräftigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Jacques Chirac nannten heute nach einem Gipfeltreffen in Berlin aber erneut mehrere Bedingungen, die zunächst erfüllt werden müssten. Dazu zählten die Akzeptanz der kongolesischen Regierung, ein UN-Mandat sowie eine "klare zeitliche Perspektive", sagte Merkel. Am 18. Juni sind in dem krisengeschüttelten Land Wahlen. 500 deutsche Soldaten sollen den Urnengang schützen. Militärbischof Walter Mixa kann diesen Plan nur unterstützen, wenn er absolut notwendig sei,


"um die dortigen instabilen Verhältnisse besser in den Griff zu bekommen und für die Bevölkerung, die furchtbar gebeutelt worden ist, mehr Lebensqualität und Frieden sicher zu stellen. Das wäre für mich eine ganz entscheidende Voraussetzung."


Der Militärbischof ist skeptisch, ob die Bundeswehr einen solchen Einsatz überhaupt noch leisten kann. Mehr als 6.000 deutsche Soldaten befänden sich bereits jetzt in Krisengebieten.


"Jetzt hier noch einmal ein weiteres Krisengebiet mit in die Betreuung, in die Friedenssicherung hineinzunehmen, das muss sehr gut überlegt werden. Es geht ja auch nicht an, dass die Soldaten über Monate in ganz kurzen Abständen von ihren Familien getrennt sind, von kleinen Kindern, von den Ehefrauen, von Angehörigen. Für die Soldaten bringt das sehr viele Schwierigkeiten mit sich und gegebenfalls auch ganz entscheidende Krisen in ihren persönlichen Lebensbeziehungen. Das darf auf keinen Fall vergessen werden."


Eines ist für Mixa aber klar:


"Wenn sich das als sinnvoll herausstellen sollte, und wenn der Bundestag mehrheitlich in einem echten Verantwortungsbewusstsein den Einsatz deutscher Soldaten im Kongo erbittet, bzw. die Soldaten dort mitwirken sollen an einer besser gestalteten Zukunft, dann ist es für die Militärseelsorge selbstverständlich, dass wir mit unseren Soldaten gehen, dass wir sie begleiten."


Die Gewalt im Kongo hält noch immer an. Nicht umsonst sollen insgesamt knapp 17.000 Soldaten die Wahlen begleiten. Bis Anfang April muss sich der Bundestag entscheiden, heißt es.


"Die Parlamentarier müssen sich bestens informieren - ich betone: bestens informieren - und sich darüber im klaren sein, dass sie unsere Soldaten nicht in eine Ungewissheit oder gar in ein Abenteuer hineinschicken können. Ich habe sehr große Zweifel, ob das von unseren Soldaten so gefordert werden kann."


Fraglich ist auch für Mixa, was ein solcher Einsatz der Bundeswehr auf lange Sicht bewirkt. Die Soldaten weltweit dächten darüber nach. Das erlebe er bei seinen Besuchen in den Einsatzgebieten, berichtet Mixa:


"Ob das jetzt im Kosovo ist, in Bosnien-Herzegowina oder in Afghanistan. In wenigen Wochen werde ich im Kundus und in den anderen nördlichen Teilen Afghanistans sein. Ich werde immer wieder auf diese sogenannte Nachhaltigkeit angesprochen. Und das ist keine theoretische Frage, sondern die entspricht der Wirklichkeit: 'Bringt unser Einsatz wirklich etwas, oder sind die Verhältnisse in Monaten oder in Jahren in gleicher Weise verworren und ungerecht."


(rv 14.03.06 bp)







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