D: Militärbischof Mixa hält Kongo-Einsatz für fragwürdig
Deutschland und
Frankreich haben ihre Bereitschaft zur Teilnahme an einer EU-Militärmission im Kongo
bekräftigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Jacques Chirac
nannten heute nach einem Gipfeltreffen in Berlin aber erneut mehrere Bedingungen,
die zunächst erfüllt werden müssten. Dazu zählten die Akzeptanz der kongolesischen
Regierung, ein UN-Mandat sowie eine "klare zeitliche Perspektive", sagte Merkel. Am
18. Juni sind in dem krisengeschüttelten Land Wahlen. 500 deutsche Soldaten sollen
den Urnengang schützen. Militärbischof Walter Mixa kann diesen Plan nur unterstützen,
wenn er absolut notwendig sei,
"um die dortigen instabilen Verhältnisse
besser in den Griff zu bekommen und für die Bevölkerung, die furchtbar gebeutelt worden
ist, mehr Lebensqualität und Frieden sicher zu stellen. Das wäre für mich eine ganz
entscheidende Voraussetzung."
Der Militärbischof ist skeptisch, ob
die Bundeswehr einen solchen Einsatz überhaupt noch leisten kann. Mehr als 6.000 deutsche
Soldaten befänden sich bereits jetzt in Krisengebieten.
"Jetzt hier
noch einmal ein weiteres Krisengebiet mit in die Betreuung, in die Friedenssicherung
hineinzunehmen, das muss sehr gut überlegt werden. Es geht ja auch nicht an, dass
die Soldaten über Monate in ganz kurzen Abständen von ihren Familien getrennt sind,
von kleinen Kindern, von den Ehefrauen, von Angehörigen. Für die Soldaten bringt das
sehr viele Schwierigkeiten mit sich und gegebenfalls auch ganz entscheidende Krisen
in ihren persönlichen Lebensbeziehungen. Das darf auf keinen Fall vergessen werden."
Eines
ist für Mixa aber klar:
"Wenn sich das als sinnvoll herausstellen sollte,
und wenn der Bundestag mehrheitlich in einem echten Verantwortungsbewusstsein den
Einsatz deutscher Soldaten im Kongo erbittet, bzw. die Soldaten dort mitwirken sollen
an einer besser gestalteten Zukunft, dann ist es für die Militärseelsorge selbstverständlich,
dass wir mit unseren Soldaten gehen, dass wir sie begleiten."
Die Gewalt
im Kongo hält noch immer an. Nicht umsonst sollen insgesamt knapp 17.000 Soldaten
die Wahlen begleiten. Bis Anfang April muss sich der Bundestag entscheiden, heißt
es.
"Die Parlamentarier müssen sich bestens informieren - ich betone:
bestens informieren - und sich darüber im klaren sein, dass sie unsere Soldaten nicht
in eine Ungewissheit oder gar in ein Abenteuer hineinschicken können. Ich habe sehr
große Zweifel, ob das von unseren Soldaten so gefordert werden kann."
Fraglich
ist auch für Mixa, was ein solcher Einsatz der Bundeswehr auf lange Sicht bewirkt.
Die Soldaten weltweit dächten darüber nach. Das erlebe er bei seinen Besuchen in den
Einsatzgebieten, berichtet Mixa:
"Ob das jetzt im Kosovo ist, in Bosnien-Herzegowina
oder in Afghanistan. In wenigen Wochen werde ich im Kundus und in den anderen nördlichen
Teilen Afghanistans sein. Ich werde immer wieder auf diese sogenannte Nachhaltigkeit
angesprochen. Und das ist keine theoretische Frage, sondern die entspricht der Wirklichkeit:
'Bringt unser Einsatz wirklich etwas, oder sind die Verhältnisse in Monaten oder in
Jahren in gleicher Weise verworren und ungerecht."