Die katholische Kirche in Deutschland verliert zunehmend den Kontakt zu wichtigen
gesellschaftlichen Gruppen, sie stößt aber in nahezu allen Milieus auf ein Interesse
an christlichen Werten und Sinnangeboten. Dies geht aus einer bislang unveröffentlichten
Studie hervor, die von der Kirche selbst in Auftrag gegeben wurde. Im Grundsatz rät
die Studie der Kirche, sich auf die immer pluraler werdende Gesellschaft einzustellen
und kommunikationsfähiger zu werden, gleichzeitig aber ein klares Profil zu behalten.
Die Kirche finde noch Gehör in den konservativen und traditionsverwurzelten Milieus
sowie in Teilen der bürgerlichen Mitte. Selbst dort aber sei ihre Akzeptanz mittlerweile
erheblich in Frage gestellt. In modernere Lebenswelten der Gesellschaft dringe sie
außer bei besonderen Ereignissen wie dem Sterben des Papstes oder wichtigen privaten
Ereignissen wie einer Hochzeit derzeit kaum vor. Die Untersuchung bescheinigt
der Kirche zwar einen «für Unternehmen fantastischen und schier unerreichbaren» Bekanntheitsgrad
von 100 Prozent. Jenseits der loyalen Kirchgänger werde sie aber mit ihren Angeboten
und Einrichtungen wie Krankenhäusern, Kindergärten und Caritas im Alltag «schlichtweg
nicht wahrgenommen». Nahezu flächendeckend werde ihre göttliche Legitimität und ihr
absoluter Wahrheitsanspruch bestritten, so die Wissenschaftler. (kna 12.03.06 sk)