Nicht nur Afrika und
Asien sind Missionsländer, auch Europa erhält mittlerweile viele spirituelle Impulse
durch Priester aus anderen Ländern. Das sagt der von Papst Benedikt XVI. neu in die
Leitung der Päpstlichen Missionswerke berufene Kölner Kardinal Joachim Meisner. Die
Missionsbewegung, die von Europa ausgegangen sei, komme nun wieder zurück, so Meisner
in einem Interview mit Radio Vatikan:
Die Kirche in Deutschland hat eigentlich
materiell ihre Ressourcen immer auch der Mission zur Verfügung gestellt, auch wenn
es mehr unter dem Wort der Entwicklungshilfe stand und nicht so sehr der Mission.
Und ich muss so sagen: In Deutschland sind ja die großen Welthilfswerke entstanden,
wie missio, adveniat, misereor für die einzelnen Erdteile. Der missionarische Elan
wird grade wieder unter den jungen Menschen neu lebendig, namentlich wir so viele
Christen aus den ehemaligen Missionsländern bei uns im Land haben, als ausländische
Mitarbeiter, sodass wir Mission gleichsam vor unserer Haustür haben und sodass das
Anliegen der Mission von daher immer lebendig bleibt.
Auf die Hilfe, die
Priester und Laien aus den afrikanische und asiatischen Ländern leisteten, könne man
in Europa nicht mehr verzichten:
Die Missionsländer wie Asien oder Afrika,
das ist nicht mehr eine Einbahnstraße, das ist eine gegenseitige Hilfe und Solidarität.
Wir begegnen in den Kirchen von Afrika und Asien selbstbewussten, sehr vitalen Kirchen,
die ihre Gaben uns spenden, und wir geben unsere Gaben ihnen. In der Erzdiözese Köln
arbeiten ungefähr 70 Priester in den Pfarrgemeinden, die aus Asien und Afrika kommen.
Und wir können uns unsere Pfarrarbeit gar nicht mehr ohne Hilfe der Mitbrüder aus
den ehemaligen Missionsländern vorstellen. Das heißt, wir geben heute in einer Ortskirche
wie Deutschland den Ungläubigen Zeugnis als eine Gemeinde , die international ist,
die katholisch ist. Das ist der große Gewinn, den uns die Entwicklung gebracht hat.
Anlass
für die Überlegungen Meisners ist das 40-jährige Jubiläum der Konzilserklärung zum
Thema Mission "Ad Gentes". das Dokument habe, so der Kardinal, die Christen zu neuen
Missions-Bemühungen ermuntert. Das sei auch dringend notwendig gewesen: Wir
in Westeuropa, namentlich auch in Deutschland, haben das 40-jährige Gedächtnis des
Konzilsdokumentes "Ad Gentes" wirklich zm Anlass einer Besinnung genommen. Aufgrund
der permanenten Verdächtigungen der Kirche, dass sie mit ihrer Mission den Kolonialismus
in die Welt gesetzt hat, ist bei uns in Deutschland und in Westeuropa eine große Zurückhaltung
gegenüber der Mission erwachsen. Man hat eine Definition vorgenommen, indem man gesagt
hat: Entwicklungshilfe ist das neue Wort für Mission. Und man sagt, unsere Aufgabe
als katholische Kirche besteht darin, zu wirken, dass der Moslem ein besserer Moslem
wird, der Hindu ein besserer Hinduist wird etc. etc. Und dadurch, indem wir quasi
die Dimension der Mission vergessen haben, hat die Kirche ihre eigene Vitalität auch
in Europa verloren. Und in den letzten fünf Jahren sind wir wieder dabei, das in das
Bewusstsein der Kirche zurückzuholen. Die Kirche muss missionarisch sein, wenn sie
die Kirche Jesu Christi sein will. Das ist der Punkt, an dem wir jetzt stehen.