In Nordirland zeichnet sich ein neuer Skandal um Kindesmissbrauch ab. Die Erzdiözese
Dublin veröffentlichte gestern einen Bericht, wonach seit dem Jahr 1940 bis zu 350
Kindern von katholischen Priestern sexuell missbraucht worden sind. 120 Priester stehen
unter Verdacht. Das sind über drei Prozent des gesamten Klerus der Erzdiözese. Der
Bericht, der von Erzbischof Diarmuid Martin veröffentlicht wurde, ist die größte Erklärung
der karholischen Kirche in Irland seit der Aufdeckung des Missbrauchsskandals im Jahr
1994.
Man wolle damit dem offiziellen Bericht der Regierungskommission zuvorkommen,
die seit zwölf Jahren daran arbeitet, die Hintergründe der Missbrauchsfälle aufzudecken,
hieß es aus dem Büro des Erzbischofs. Die nun veröffentlichten Zahlen basieren auf
einer zwei Jahre andauernden Revision der Personalakten von über 2800 Priestern, die
seit 1940 im Erzbistum gearbeitet haben. Dem Bericht zufolge sind bisher 32 Priester
in insgesamt 105 Fällen des Kindesmissbrauchs für schuldig befunden worden. Die Erzdiözese
hat bis jetzt 5,8 Millionen Euro an die Opfer ausgezahlt. Die nationale Bischofskonferenz
rechnet jedoch damit, dass die 26 irischen Diözesen in den nächsten Jahren alles in
allem mehr als 25 Millionen Euro an Missbrauchsopfer zahlen müssen. Allein im Erzbistum
Dublin laufen noch 40 Verfahren gegen katholische Priester und Ordensleute.