Italien: Der Schleier in den verschiedenen Religionen
"Italien soll muslimische
Mädchen vor den Entscheidungen ihrer eigenen Väter beschützen." Das forderte die algerische
Journalistin Nácera Benali gestern in einem Interview mit uns. Die Muslimin nahm an
einer Diskussion zum Thema "Die Bedeutung des Schleiers in den verschiedenen Traditionen"
teil, die von der Päpstlichen Akademie "Marianum" in Rom veranstaltet wurde. Vor allem
junge Mädchen müssten sich in einem freien und demokratischen Land wie Italien immer
noch dem Willen der muslimischen Gesellschaft beugen, so Benali. Dabei bleibe es selten
nur beim Schleier: "Das Tragen des Schleiers grenzt das Leben der Frau, des
Mädchens, sehr ein. Da ihnen plötzlich auch der Umgang mit gleichaltrigen Männern
verboten wird, sie dürfen einem Kollegen plötzlich nicht mehr die Hand schütteln,
kein Sport mehr machen oder von einem männlichen Arzt untersucht werden. Daher ist
es sehr wichtig, dass jemand diesen eingewanderten Familien auf die Finger schaut
und den Mädchen hilft, eine eigene Entscheidung treffen zu können." Bei dem
Diskussionsforum kamen auch christliche und jüdische Gelehrte zu Wort. Die in Rom
lebende Jüdin Giacoma Limetani erklärt: "Der Schleier oder die Kopfbedeckung
spielen im Judentum eigentlich nur für die Männer eine Rolle. Die Frauen können sich
frei entscheiden. Ich denke, dass jeder einen Schleier darf. Wichtig hierbei ist nur,
dass dies nicht übertrieben wird. In der heutigen unruhigen Zeit, heisst das: Keiner
darf sich bis zur Unkenntlichkeit verdecken - und das sollte nicht angzweifelt werden."
(rv 03.03.06 ab)