Italien: Heftige Diskussionen über Politiker-Audienzen während des Wahlkampfs
Die Nachricht, Papst Benedikt wolle kurz vor der kommenden Wahl Premier Berlusconi
in Audienz empfangen, sorgt unter Italiens Politikern für heftige Diskussionen. Am
gestrigen Sonntag war die Meldung durch die Medien gegangen, Benedikt werde Ende März
Berlusconi treffen; Anlass sei der Kongress der konservativen Europäischen Volkspartei
in Rom. Der Vatikan bestätigte den Termin nicht. Dennoch werfen nun Politiker der
Linksparteien dem Papst vor, sich in den Wahlkampf einzumischen und einseitig Partei
zu beziehen. Es sei nicht üblich, in den Wochen vor der Stimmabgabe Politiker zu empfangen,
sagen die Kritiker. Am Samstagvormittag war bereits der italienische Senatspräsident
Marcello Pera in Audienz bei Benedikt, auch er ein Angehöriger der regierenden Mitte-Rechts-Koaltion
"Haus der Freiheiten". In Italien ist das Verhältnis zwischen Vatikan und nationaler
Politik und die mögliche Einflussnaheme der katholischen Kirche auf politische Entscheidungen
traditionell ein heikles Thema. Aus dem Vatikan gibt es bisher weder eine Bestätigung
des Berlusconi-Termins noch einen Kommentar zur aktuellen Debatte. (agenturen 06.03.06
hr)