2006-03-01 17:49:15

Vatikan: Predigt des Papstes zum Beginn der Fastenzeit


RealAudioMP3 Mit einer Bußprozession und einer Messfeier in der römischen Basilika Santa Sabina auf dem Aventin hat Papst Benedikt XVI. den Beginn der Fastenzeit begangen. Hier dokumentieren wir die Predigt des Papstes bei der Messe vom Mittwoch Nachmittag in vollem Wortlaut.
"Die Bußprozession, mit der wir die heutigen Feier begonnen haben, hat uns geholfen, in das typische Klima der Fastenzeit einzutreten. Sie ist persönliche und gemeinsame Pilgerfahrt der Umkehr und der geistlichen Erneurung. Nach uralter römischer Tradition von den Stationskirchen versammeln sich die Gläubigen zusammen mit den Pilgern und machen Station bei einem der unzähligen Memorien der Martyrer. Sie bilden das Fundament der Kirche von Rom. In den Basiliken, wo ihre Reliquien ausgestellt sind, wird nach einer Prozession, bei der die Allerheiligenlitanei gesungen wird, die Messe gefeiert. So gedenkt man der derer, die mit ihrem Blut Zeugnis für Christus abgelegt haben. Ihre Erinnung wird ein Ansporn für alle Christen, den eigenen Glauben an das Evangelium zu erneuern. Trotz aller Veränderung der Zeit, behalten diese Riten ihren Wert, denn sie erinnern daran, wie wichtig es ist, ohne jeden Kompromiss das Wort Jesu aufzunehmen, wenn jemand mir nachfolgen will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen und mir folgen.
Ein anderer symbolischer Ritus ist eigens und ausschließlich am Aschermittwoch die Auflegung der Asche. Was ist seine wichtigste Bedeutung? Sicher handelt es sich nicht nur um eine leere Geste, sondern um etwas sehr Tiefes, das unser Herz anrührt. Es hilft uns, die Aktualität der Ermahnung des Profeten Joel zu verstehen, die wir in der ersten Lesung vernommen haben. Es ist eine Mahnung, die auch für uns ihre heilende Gültigkeit bewahrt hat. Den äußeren Gesten muss immer auch die innere Ehrlichheit des Herzens und die Echtheit in den Taten entsprechen.
Wozu dient – so fragt sich der inspirierte Autor – das Zerreisen der Kleider, wenn das Herz weit entfernt vom Herrn bleibt, also vom Guten und von der Gerechtigkeit. Hier also worauf es wirklich ankommt: Rückkehr zu Gott mit einem wirkliche reumütigen Herzen, um seine Barmherzigkeit zu erlangen. Ein neues Herz und ein neuer Geist, Das erbitten wir mit dem Bußpsalm schlechthin, dem Miserere, den wir heute mit dem Kehrvers singen: Vergib uns Herr, wir haben gesündigt. Der wirklich Glaubende, ersehnt aus tiefstem Geist, Seele und Leib, im Wissen, dass er Sünder ist, die göttliche Vergebung wie eine Neuschaffung, damit er im Stande ist, ihm Freude und Hoffnung zurückzugeben.
Ein anderer Aspekt der Fastenspiritualität ist der, den wir den Wettkampf nennen könnten. Er geht aus dem heutigen Tagesgebet hervor, wo von den Waffen der Buße und vom Kampf gegen den Geist des Bösen die Rede ist.
Der Christ muss jeden Tag, besonders aber in der Fastenzeit, einen Kampf kämpfen, so wie Christus ihn in der Wüste Juda bestanden hat. Hier wurde er während 40 Tagen vom Satan versucht und dann später in Getsemani, als er die letzte Versuchung bestanden hat indem er bis auf den Grund den Willen des Vaters angenommen hatte. Es handelt sich um einen geistlichen Kampf, der sich gegen die Sünde richtet, um letztlich gegen Satan, Urspung und Anfang jeder Sünde. Es ist ein Kampf, der die ganze Person betrifft und ein aufmerksames und ständiges Wachen verlangt. Der Heilige Augustinus sagt: Wer in der Liebe Gottes und in seinem Erbarmen leben will, darf sich nicht damit begnügen, sich von schweren und tödlichen Sünden frei zu halten, muss die Wahrheit tun indem er auch die weniger großen Sünden bekennt und indem er wahrhaft würdige Taten tut. Auch die weniger großen Sünden sind, wenn man sie übersieht – führen zum Tod.
Die Fastenzeit erinnert uns daran, dass die Christliche Existenz ein ständiger Kampf ist, in dem die Waffen des Gebetes, des Fastens und der Buße gebraucht werden müssen. Gegen das Böse zu kämpfen, gegen jede Form des Egoismus und des Hasses, und sich selbst zu sterben, um in Gott zu leben – das ist der aszetische Weg, den jeder Jünger Jesu mit Demut und Geduld, mit Großmut und Ausdauer zu gehen berufen ist. Die lernbereite Nachfolge des göttlichen Meisters macht die Christen zu Zeugen und Aposteln des Friedens. Wir können sagen, dass diese innere Haltung uns hilft, auch deutlicher zu machen, was die christliche Antwort auf die Gewalt ist, die heute den Frieden in der Welt bedroht. Sicher nicht die Rache, sicher nicht der Hass und auch nicht die Flucht in einen falschen Spiritualismus. Die Antwort dessen, der Christus folgt, besteht vielmehr darin, dem Weg dessen zu folgen, der – angesicht der Übel seiner Zeit und aller Zeiten, ohne Zögern das Kreuz ergriffen hat und den längeren, aber auch wirkungsvolleren Weg der Liebe gegangen ist. Auf seinen Spuren und in Einheit mit ihm müssen wir alle uns einsetzen im Widerstand gegen das Böse mit dem Gute, gegen die Lüge mit der Wahrheit, gegen den Hass mit der Liebe. In der Enzyklika Deus caritas est, habe ich diese Liebe als Geheimnis unserer persönlichen und kirchlichen Umkehr vorstellen wollen. Ich habe mich dabei auf die Worte des Apostels Paulus an die Korinther berufen: die Liebe Christi drängt uns. Ich habe unterstrichen, wie das Bewusstsein, dass Gott sich in ihm uns zum Tode geschenkt hat, uns dazu führen muss, nicht mehr für uns selbst zu leben, sondern für ihn und mit ihm für die Anderen
Die Liebe, - wie Jesus das in der heutigen Evangelium unterstreicht, muss ich dann in konkrete Gesten gegenüber dem Nächsten zeigen, besonders gegenüber den Armen und Notleidenden, indem sie immer die guten Werke unterordnet unter die Beziehung zu Vater, der im Himmel ist, der ins Dunkel sieht und denen vergilt, die bescheiden und uneigennützig, das Gute tun. Die Konkretheit der Liebe ist eines der wesentlichen Elemente des Lebens der Christen. Sie werden von Jesus ermutigt, Licht in der Welt zu sein, damit die Menschen wenn sie ihre guten Werke sehen, Gott die Ehre geben. Diese Empfehlung erreicht uns am Anfang der Fastenzeit umso günstiger, als wir dabei immer besser verstehen, damit wir immer besser verstehen: Die Caritas ist für die Kirche nicht eigentlich eine besondere Art von Sozialaktivität. Sondern sie gehört zu ihrem Wesen, sie ist unveräußerlicher Ausdruck ihres eigenen Wesens. Die wahre Liebe zeigt sich in Gesten, die nach dem Beispiel des barmherzigen Samariters niemanden ausschließt. Er hat in großer Offenheit des Herzens einem unbekannten in großen Schwierigkeiten geholfen, den er durch Zufall auf der Straße getroffen hatte.
Meine Herren Kardinäle, verehrte Brüder im Bischofs und Priesteramt, liebe Ordensleute und Laien, die ich ganz herzlich begrüße. Treten wir mit diesen Gedanken in dieses typisches Klima dieser Kirchenzeit ein. Lassen wir uns vom Wort Gottes erleuchten und führen. In der Fastenzeit werden wir oft die Einladung zur Umkehr und zum Glauben an das Evangelium hören, Und wir werden immer wieder angetrieben sein, unser Herz für die Kraft der göttlichen Gnade zu öffnen. Machen wir uns den Schatz der Lehren, den die Kirche uns in diesen Wochen anbietet, zu eigen. Bewegt von einem intensiveren Gebet, von einer größeren Anstrengung um Buße, um Fasten und um Aufmerksamkeit auf Bedürfnisse unserer Brüder und Schwestern, machen wir uns auf den Weg in Richtung Ostern. Wir sind begleitet von der Jungfrau Maria, der Mutter der Kirche und dem Beispiel des wahren Jüngers Christi. Amen."

(Vorläufige Übersetzung von Radio Vatikan. Die autorisierte Übersetzung entnehmen Sie bitte einer der kommenden deutschen Ausgaben des "L` Osservatore Romano".)








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