2006-02-28 15:08:40

Vatikan: Eine Art "Mea culpa" in "Zigeuner"-Seelsorge


Der Vatikan verurteilt deutlich jede Diskriminierung von "Zigeunern", wie man auf italienisch bedenkenlos sagen kann, und verspricht ihnen mehr Aufmerksamkeit und Anstrengungen für ihre Integration. Das steht in einem Dokument des päpstlichen Migrantenrates, das heute vorgestellt wurde. Es trägt den Titel: "Orientierungen für eine Pastoral der Zigeuner" und drängt die Regierungen, den Sinti und Roma auf ihrem Weg aus ihrer Misere und ihrer Ablehnung zu helfen. Mit eindringlichen Worten erinnert das Vatikan-Papier an die Verfolgung der "Zigeuner" durch die Nazis und an ihre Leiden im Jugoslawien-Konflikt. Das Papier ist von Vatikankardinal Stephen Fumio Hamao unterzeichnet, der den päpstlichen Migrantenrat leitet. Es ruft auch nach mehr Aufmerksamkeit und Geduld der Kirche bei ihrer Seelsorge für Angehörige von Zigeunervölkern. Die Autoren ermutigen die Zigeuner, das Gute an ihrer Kultur zu bewahren. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa spricht von einer Art "Mea Culpa" der Kirche für Fehler und Versäumnisse den Zigeunern gegenüber. Bei der Vorstellung des Dokuments kam es heute zu einer Premiere: Erstmals sprachen Zigeuner im vatikanischen Pressesaal.


Und hier sind einige wichtige Kernsätze aus dem neuen Vatikan-Papier:
“Von der Geburt bis zum Tod ist die Situation eines jeden Individuums die des homo viator“– das bekräftigte der Diener Gottes Johannes Paul II. -, und es ist gleichsam - das anerkennen wir – ein bildlicher Ausdruck der Lebensart der Zigeuner. Und trotzdem herrscht Gleichgültigkeit und Widerstand ihnen gegenüber. Es geht von den gewöhnlichen Vorurteilen zu Zeichen der Ablehnung, und bei denen, die davon Zeugen sind, entsteht meist keinerlei Reaktion oder Zurechtweisung. Dies hat zu unbeschreiblichen Leiden geführt und war Anlass zu Verfolgungen, besonders im vorigen Jahrhundert. Diese Situation sollte die Gewissen aufrütteln und Solidarität für diese Bevölkerung wecken. Die Kirche anerkennt ihr Recht auf eine eigene Identität, und sie setzt sich für eine größere Gerechtigkeit ihnen gegenüber ein, indem sie selbst der Kultur und der gesunden Traditionen Achtung entgegenbringt. Rechte und Pflichten sind jedoch eng miteinander verbunden, und so haben auch die Zigeuner den anderen Völkern gegenüber Pflichten zu beachten.
Diese Orientierungen sind Ausdruck der Sorge der Kirche für die Zigeuner, die eine spezifische Seelsorge brauchen, eine Seelsorge, die ihre Kultur achtet, die aber vom österlichen Geheimnis des Todes und der Auferstehung durchdrungen sein muss. Das gilt im Übrigen für alle Kulturen. Die universelle Geschichte der Evangelisierung stellt klar heraus, dass die Verbreitung der christlichen Botschaft immer mit einem Prozess der Läuterung der Kulturen einherging, gleich einer notwenige Erhebung. Eine uneingeschränkte Verteidigung aller Ausdrücke der Zigeuner-Kultur ohne die erforderliche Unterscheidung und die entsprechende evangelische Beurteilung ist nicht von Hilfe. Läuterung aber heißt nicht Unterhöhlung, sondern eine gewisse Integration mit der umgebenden Kultur."
(rv 28.02.06 sk)








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