Die Kämpfe zwischen Christen und Muslimen in Nigeria nehmen kein Ende. Nachdem am
Freitag mindestens elf Menschen getötet wurden, verschanzten sich mehr als 10.000
Muslime in einem Armeestützpunkt in Onitsha im Südosten des Landes. Dort töteten
christliche Extremisten in den vergangenen Tagen etwa 80 Muslime. Aus dem Norden des
Landes berichteten nigerianische Zeitungen, extremistische Moslems hätten Kirchen
und Geschäfte christlicher Inhaber angezündet. Die BBC berichtete aus Onitsha, die
Flüchtlinge, ethnische Haussa, hätten weder Wasser noch Lebensmittel. Dennoch trauten
sie sich nicht auf die Straße, weil in der Nacht unter dem Jubel der christlichen
Ibo-Bevölkerungsmehrheit Leichen moslemischer Opfer verbrannt worden seien. Insgesamt
wurden bei den Zusammenstößen in der vergangenen Woche über 150 Menschen getötet und
rund 900 verletzt. Der Erzbischof von Abuja, John Onaiekan, betont,die Gewalt spiegele
nicht die normalerweise guten Beziehungen zwischen Christen und Muslimen: „Die Bischöfe
sind überzeugt, dass gute Beziehungen zwischen Nigerianern aller Volksstämme und Religionen
möglich sind. Wir glauben nicht, dass die Gründe für die Gewalt tatsächlich mit dem
Glauben zu tun haben. Nicht nur Kirchen wurden zerstört, sondern auch Geschäfte und
Bürohäuser. Trotzdem gibt es natürlich eine religiöse Dimension, denn die Vorwürfe
gehen in diese Richtung. Aber der Grund für die Zusammenstöße liegt auch in der Zugehörigkeit
zu verschiedenen Volksstämmen. Ich glaube, wir sollten aufhören, diese Phänomene aufzuwerten,
indem wir sie religiös nennen.“ (rv 25.02.06 bg)