D: Käßmann zweifelt an durchschlagendem Erfolg des Weltkirchenrats
Im brasilianischen
Porto Alegre ist gestern die Vollversammlung des Ökumenischen Weltrats der Kirchen
(ÖRK) zu Ende gegangen. Knapp 700 Delegierte aus 348 Kirchen bzw. kirchlichen Gemeinschaften
hatten an dem zehntägigen Kongress teilgenommen und über Globalisierung, weltweite
Armut und ökumenischen wie interreligiösen Dialog gesprochen. Margot Käßmann, evangelische
Landesbischöfin von Hannover, führte die deutsche Delegation an und kam gestern Abend
zurück. Wieder am Schreibtisch in Hannover, ist sie vom durchschlagenden Erfolg der
ÖRK-Vollversammlung nicht ganz überzeugt.
"Nun, es muss weitergearbeitet
werden, es gibt gar keine Alternative, denke ich, für die Kirchen der Orthodoxie und
des Protestantismus, sich zusammen zu finden. Allerdings sehe ich nicht, wie der Ökumenische
Rat selbst im Moment in der Lage ist, Impulse in die Kirchen zu geben. Was er tut,
ist , multilateral die Beziehungspflege der Kirchen untereinander zu ermöglichen.
Eigentlich denke ich, auf dem Weg der Einheit brauchen wir mehr."
Es
sei "schwer, die einzelnen Kirchen zusammenzuhalten, die sich aus der Reformation
herausgebildet haben". Da gibt Käßmann dem vatikanischen Chef-Ökumeniker Kardinal
Walter Kasper recht. Doch der Dialog zwischen Katholiken und Lutheranern sei immer
noch einfacher
"als mit den charismatischen Bewegungen, die ja gar keine
ausgebildeten Lehren von der Kirche, vom Abendmahl, vom Amt haben. Ich denke, das
ist für die katholische Kirche wie für die Kirchen der Reformation dieselbe Herausforderung:
Wie gehen wir mit diesen schnell wachsenden Kirchen um, die sich selbst Kirche nennen,
für uns aber ganz schwer greifbar sind und doch – das wird ja prognostiziert – im
Jahr 2020 schon die Mehrheit der Christen auf der ganzen Welt stellen werden".