Nach der Veröffentlichung
der Mohammed-Karikaturen findet auch Pakistan keine Ruhe. Seit einer Woche kommt es
immer wieder zu gewaltsamen Ausschreitungen. Hinter diesen heftigen Protesten steckt
allerdings viel mehr als der Ärger über die Karikaturen, sagt die Pakistan-Expertin
Mariam Abou Zahab. Sie sieht Parallelen zu der eskalierenden Gewalt in den Pariser
Vorstädten im vergangenen Herbst: "Es ist zunächst bemerkenswert, dass die
religiösen Parteien und Bewegungen an diesen Demonstrationen nicht teilnehmen. Sie
haben ihre Aktiven unter Kontrolle, da kommt es normalerweise nicht zu solchen Exzessen.
Es geht hier vielmehr um junge Leute aus den Armenvierteln der Städte. Sie sind um
die zwanzig Jahre alt, arbeitslos - und sie finden kein anderes Ventil für Ihre Frustration.
Es sind also Demonstrationen gegen die wachsende Armut, gegen die Perspektivlosigkeit,
gegen das Militär-Establisment des Landes, das mit den USA zusammenarbeitet." Diese
Jugendlichen greifen Banken an und Kinos, weil diese die wirtschaftlichen Interessen
der USA repräsentieren - und all das, zu dem sie selbst nie Zugang haben werden: "Wie
in Frankreich stecken diese jungen Leute Autos in Brand, sie lassen Computer mitgehen,
Handys und Kleider. Man hat wirklich den Eindruck, dass die Proteste manipuliert
sind von lokalen Geschäftsleuten, die sich rächen wollen an den multinationalen Unternehmen.
Ihnen kamen die Karikaturen sehr gelegen, um es der mächtigen Konkurenz zurückzuzahlen."
(rv 20.02.06 hr)