"Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin; ein Märchen aus uralten
Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn..." - die ersten Verse der "Loreley", wohl
eines der bekanntesten deutschen Gedichte überhaupt. Der Autor dieser Zeilen starb
heute vor 150 Jahren in Paris: Heinrich Heine. 58 Jahre alt wurde der deutsche Dichter,
geboren und aufgewachsen ist er in Düsseldorf. Er war Jude, ging aber auf ein katholisches
Gymnasium. Später ließ er sich protestantisch taufen und heiratete in Paris katholisch.
Personifizierter interreligiöser Diaolg? Dazu sagt Joseph Kruse, Leiter des Düsseldorfer
Heinrich Heine Insituts: "Ich bin tief davon überzeugt, dass er zwar sich hat
taufen lassen müssen und das auch so empfunden hat, um eine Karriere im üblichen Staatswesen
anstreben zu können. Ohne Taufe wäre das gar nicht möglich gewesen. Andererseits ist
aber dieBehauptung, er hätte sich verstellt und hätte gelogen, auch eine Unverschämtheit.
Ich glaube, dass er eben wirklich ein romantischer deutscher Schriftsteller sein wollte.
Als solcher gehörte das ganze christliche Umfeld dazu. Die Rettung der jüdischen Tradition
war für ihn aber ebenso wichtig. Ich glaube, er wollte durch religiöse Befindlichkeit
erreichen, dass jene großen Prinzipien der französischen Revolution, nämlich 'Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit' in ihr Recht eingesetzt werden." Wie ein Rohrspatz
hat Heinrich Heine über die Kirchen und "Pfaffen" seiner Zeit geschimpft. Von korrupten
Geistlichen schrieb er und einem mehr als fragwürdigen Verhältnis der Kirchenfürsten
zum Staat. "Er hat tatsächlich eine Kirchenkritik geübt wie zu seiner Zeit kaum
jemand. Das lag aber natürlich vor allen Dingen an dieser unseligen Kooperation von
Thron und Altar." Wie schreibt Heine: "Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
ich kenn auch die Herren Verfasser - ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten
öffentlich Wasser." Seine eigene Religiosität blieb davon aber unberührt, sagt Heine-Experte
Kruse. "Die Frömmigkeit, die er für sich selbst gefunden hat, ist aus der Bibellektüre
und der jüdischen Tradition erwachsen, aber angefüttert mit den romantisch-christlichen
Gegebenheiten, eben die schönen Gottes- und Menschengeschichten aus der Bibel für
sich selbst anzuwenden. Wenn man die Geschichte des Lazarus liest, sich eben selbst
zum Lazarus zu machen und daraus Trost zu schöpfen... Das ist doch etwas, was man
eigentlich in einer Gebetsgeschichte und Frömmigkeit lernen sollte, und ich glaube,
da hat Heine schon eine Menge vorgemacht." Wie schreibt Heine an anderer Stelle?
"Gott war immer der Anfang und das Ende aller meiner Gedanken."