Papst Benedikt hat
heute erstmals die Vorsitzenden aller vatikanischen Dikasterien zu einer gemeinsamen
Beratung eingeladen. Es sind die Präfekten der neun Kongregationen und der zwölf päpstlichen
Räte. Eine Tagesordnung ist bisher nicht bekannt gegeben worden. Auch hat der Vatikan
nach der Zusammenkunft bis jetzt keine Mitteilung veröffentlicht. Italienische
Zeitungen spekulierten darüber, es könne um die Versöhnung der katholischen Kirche
mit den Anhängern von Erzbischof Lefrebvre gehen. Sie lehnen bisher einige Entscheidungen
des 2. Vatikanischen Konzils ab und verlangen die allgemeine Zulassung der vorkonziliaren
Messliturgie. Ich habe vor der Sendung PEG gefragt, wie eine solche Zusammenkunft
der Spitzen vatikanischer Einrichtungen einzuordnen ist? "Bis jetzt ist das etwas
ganz Außergewöhnliches. Bei Papst Johannes Paul II. gab es sowas ganz selten, ich
glaube, zweimal im Jahr oder noch weniger. Aber wenn man geschichtlich denkt, könnte
man sagen, das ist ein Rückgriff auf eine frühere alte Tradition." Gab es solche
Zusammenkünfte in der Geschichte der Kirchenverwaltung schon? "Nach allem, was
ich gehört habe, und vor allem auch von Professor Hans Maier, der ein guter Historiker
ist, gab es so etwas ganz regelmäßig, dass der Papst um sich versammelt hat die Spitzen
der Dikasterien, also der Kongregationen und der Räte, die es damals noch nicht gab.
Und ich finde das auch in dem Sinne besonders wichtig: Wenn die einzelnen Leute mit
dem Papst sprechen, können sie nachher auch raus gehen und die Besprechungen in ihrem
Sinne drehen, wenn sie bösartig sind. Der Papst wird in der Öffentlichkeit nicht sagen,
du hast unsere Gedanken umgedreht. Wenn sie zu zehnt oder zu zwanzig da sitzen, dann
hat sich jeder an das zu halten, was gemeinsam ausgemacht worden ist, also eine Art
Kabinett." (rv 13.02.06 peg)