2006-02-13 16:33:53

D: Verbot religiöser Symbole in S.-Holstein?


RealAudioMP3 Religiöse Symbole in Schulen? Ein Streitpunkt nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland. Nachdem ein Urteil des Bundesverfassungsgericht aus dem Jahr 2004 den Bundesländern diese Frage zur Klärung überließ, hat nun auch die große Koalition in Schleswig-Holstein eine Entscheidung getroffen: ab 2007 sind religiöse Symbole in staatlichen Schulen verboten. Alexandra Barone beim Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke nachgefragt.

Weihbischof Jaschke, was bedeutet das Verbot konkret?

"Man muss das wie immer sehr gut voneinander unterscheiden. Hierbei geht es um das Verbot von aggressiven und eindeutig auf Religionspropaganda ausgerichteten religiösen Symbolen.“

Warum ist die Debatte in Schleswig-Holstein gerade jetzt ausgebrochen?

"Es gibt einen zunehmenden Druck, dass man religiös offensiv auftreten möchte - gerade seitens der Muslime. Da müssen, denke ich, gerade Schulen und öffentliche Räume ganz klare Grenzen setzen und auch wir Christen werden uns klugerweise verhalten. Wir lassen uns nicht das Christliche ausreden, wir haben unsere eigenen christliche Kultur, die wir nicht als Propaganda verstehen. Aber wir werden christlich auch nicht offensiv in Schulen auftreten."

Das heisst?

“Eine Ordensfrau, die Religionsunterricht gibt, wird auch in der Ordenstracht Religionsunterricht geben. Aber an der Tracht und am Priesterkragen hängt nicht alles.“

Also kann man nicht generell sagen, dass alle religiösen Symbole verboten sind. Was ist denn eigentlich nun verboten?

„Es kommt auf die Art der Symbole an: Also ein Kreuz, das ein Schüler, eine Schülerin, trägt, das ist kein Symbol, das als religiöse Propaganda verstanden werden kann. So etwas wird nicht untersagt. Aber nehmen wir an, ein christlicher Schüler würde mit einem ganz großen Jesus -Poster herumlaufen. Dann würde man ihm vielleicht sagen: 'Junge, mach' das mal ein wenig dezenter. Mach es im Hinblick darauf, dass wir auch von den Muslimen erwarten, dass sie sich auch zurückhalten."

Und was ist mit dem Kopftuch?

„Das Kopftuch ist ja leider Gottes zu einem Zeichen der Demonstration geworden, auch der politischen Demonstration. Eigentlich wird das Kopftuch missbraucht und die Kopftuch-Trägerinnen lassen sich missbrauchen von anderen, die das ideologisch entsprechend ihrer Ziele einsetzen. Religiös hat das Kopftuch ursprünglich gar nichts zu bedeuten, aber es ist jetzt zu einem Instrument gemacht geworden.“

Das Kopftuch zählt also definitiv als religiöses propagandistisches Symbol, Weihbischof Jaschke?

„Ja, das zählt als religiöses Symbol. Ein Kopftuch in Schulen? In der Türkei ist es ja immerhin auch nicht gestattet an den Universitäten und Schulen. Ein Kopftuch in Schulen halte ich für problematisch. Man soll sich sicherlich immer den Einzelfall anschauen, also wenn das nicht auffällt, lässt sich das einigermaßen noch verantworten. Es wird immer nur dann problematisch, wenn irgendwie Druck ausgeübt wird und eine öffentliche Stimmung damit erzeugt werden soll.“

 
(rv 13.02.06 ab)








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