Religiöse Symbole
in Schulen? Ein Streitpunkt nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland.
Nachdem ein Urteil des Bundesverfassungsgericht aus dem Jahr 2004 den Bundesländern
diese Frage zur Klärung überließ, hat nun auch die große Koalition in Schleswig-Holstein
eine Entscheidung getroffen: ab 2007 sind religiöse Symbole in staatlichen Schulen
verboten. Alexandra Barone beim Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke nachgefragt.
Weihbischof
Jaschke, was bedeutet das Verbot konkret?
"Man muss das wie immer sehr gut
voneinander unterscheiden. Hierbei geht es um das Verbot von aggressiven und eindeutig
auf Religionspropaganda ausgerichteten religiösen Symbolen.“
Warum ist
die Debatte in Schleswig-Holstein gerade jetzt ausgebrochen?
"Es gibt einen
zunehmenden Druck, dass man religiös offensiv auftreten möchte - gerade seitens der
Muslime. Da müssen, denke ich, gerade Schulen und öffentliche Räume ganz klare Grenzen
setzen und auch wir Christen werden uns klugerweise verhalten. Wir lassen uns nicht
das Christliche ausreden, wir haben unsere eigenen christliche Kultur, die wir nicht
als Propaganda verstehen. Aber wir werden christlich auch nicht offensiv in Schulen
auftreten."
Das heisst?
“Eine Ordensfrau, die Religionsunterricht
gibt, wird auch in der Ordenstracht Religionsunterricht geben. Aber an der Tracht
und am Priesterkragen hängt nicht alles.“
Also kann man nicht generell
sagen, dass alle religiösen Symbole verboten sind. Was ist denn eigentlich nun verboten?
„Es
kommt auf die Art der Symbole an: Also ein Kreuz, das ein Schüler, eine Schülerin,
trägt, das ist kein Symbol, das als religiöse Propaganda verstanden werden kann. So
etwas wird nicht untersagt. Aber nehmen wir an, ein christlicher Schüler würde mit
einem ganz großen Jesus -Poster herumlaufen. Dann würde man ihm vielleicht
sagen: 'Junge, mach' das mal ein wenig dezenter. Mach es im Hinblick darauf, dass
wir auch von den Muslimen erwarten, dass sie sich auch zurückhalten."
Und
was ist mit dem Kopftuch?
„Das Kopftuch ist ja leider Gottes zu einem Zeichen
der Demonstration geworden, auch der politischen Demonstration. Eigentlich wird das
Kopftuch missbraucht und die Kopftuch-Trägerinnen lassen sich missbrauchen von anderen,
die das ideologisch entsprechend ihrer Ziele einsetzen. Religiös hat das Kopftuch
ursprünglich gar nichts zu bedeuten, aber es ist jetzt zu einem Instrument gemacht
geworden.“
Das Kopftuch zählt also definitiv als religiöses propagandistisches
Symbol, Weihbischof Jaschke?
„Ja, das zählt als religiöses Symbol. Ein Kopftuch
in Schulen? In der Türkei ist es ja immerhin auch nicht gestattet an den Universitäten
und Schulen. Ein Kopftuch in Schulen halte ich für problematisch. Man soll sich sicherlich
immer den Einzelfall anschauen, also wenn das nicht auffällt, lässt sich das einigermaßen
noch verantworten. Es wird immer nur dann problematisch, wenn irgendwie Druck ausgeübt
wird und eine öffentliche Stimmung damit erzeugt werden soll.“