Seit langem schon
steht das US-Gefangenenlager Guantanamo im Kreuzfeuer internationaler Kritik. Der
Vorwurf: Die USA verletzten mit Haftbedingungen und Verhörmethoden massiv die Menschenrechte.
amnesty international hat heute einen aktuellen Bericht zum Thema vorgelegt. Was neu
daran ist, sagt Sumit Bhattacharyya - der USA-Experte der deutschen Sektion von amnesty:
"Dass wir jetzt mehrfach Fälle dokumentiert haben, die belegen, was für ein
Leid durch die Inhaftierungen erzeugt wird. Wir haben besipielsweise den Fall eines
Gefangenen, dessen Zellennnachbarn ausgesagt haben, dass man diesem Gefangenen ganz
bewusst jeden menschlichen Kontakt entzogen hat. Und er hat dann in seiner Zelle
gefleht, dass sich doch jemand mit ihm unterhalten möge - was nicht geschehen ist.
Dieser Gefangene scheint in einem sehr kritischen psychischen Zustand zu sein. Er
hat neun Selbstmordversuche hinter sich . Wir haben also jetzt an ganz konkreten Fällen
festgemacht, was die Probleme in Guantanamo sind. So haben wir beweisen, dass die
Behauptung, da ginge alles menschenwürdig zu, nicht zu halten ist." Natürlich
stellt amnesty auch Forderungen an die internationale Gemeinschaft, aber zu allererst
an die USA: "dass das Gefangenenlager in Guantanamo zu schließen ist! Es ist
nicht akzeptabel, dass ein Lager existiert, in dem Völkerrecht und auch US-Recht nicht
gelten soll. Desweiteren fordern wir, dass die Gefangenen, denen man nichts vorwerfen
kann, frei gelassen und entschädigt werden. Alle anderen müssen vor ein ordentliches
Gericht, das internationalen Standards genügt. Desweiteren sind natürlich auch die
Foltervorwürfe zu prüfen und Soldaten, die sich der Folter schuldig gemacht haben,
zu bestrafen." (rv 06.02.06 hr)