Vatikan-Stellungsnahme zum Karikaturstreit: "Zusammenleben erfordert wechselseitigen
Respekt"
In einer heute Morgen im Vatikan verbreiteten Erklärung hat nun auch der Heilige Stuhl
Stellung bezogen zum Streit um die Karikaturen Mohammeds. Hier ist die Erklärung
im Wortlaut: 1. Das Recht auf die Freiheit des Denkens und der Meinungsäußerung,
wie es in der Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben steht, kann nicht das Recht
darauf einschließen, das religiöse Gefühl der Gläubigen zu beleidigen. Dieses Prinzip
gilt selbstverständlich in Bezug auf jede Religion. 2. Das menschliche Zusammenleben
erfordert zudem ein Klima gegenseitigen Respekts, um den Frieden unter den Menschen
und den Nationen zu fördern. Darüber hinaus zeugt jede Form erbitterter Kritik oder
des Lächerlichmachens der Anderen von einem Mangel menschlicher Sensibilität. In manchen
Fällen kann daraus unzulässige Provokation werden. Die Geschichte lehrt, dass das
nicht der Weg ist, der die Wunden der Völker heilt. 3. Gleichzeitig muss gesagt
werden, dass für die Beleidigungen durch einzelne Personen oder durch ein Presseorgan
nicht die öffentlichen Institutionen des betreffenden Landes verantwortlich gemacht
werden können, deren Verantwortliche sich gemäß ihrer jeweiligen Gesetzgebung einschalten
können und gegebenfalls müssen. Daher sind gewaltsame Protesthandlungen ebenso bedauerlich.
Um auf eine Beleidgung zu reagieren, kommt man nicht ohne den wahren Geist jeder
Religion aus. Reale oder verbale Intoleranz, von welcher Seite auch immer sie kommt,
als Tat oder als Reaktion darauf, stellt immer eine Gefahr für den Frieden dar. (rv
04.02.05 hr)